IM ANFANG
IST GEMEINSCHAFT
Personzentrierte
Gruppenarbeit in Seelsorge und Praktischer Theologie
Beitrag zu einer Theologie der Gruppe
(3. Band zur Gruppe)
Mit ausführlichem Register
Stuttgart Berlin Köln
(Kohlhammer)
1998
ISBN 3-17-015462-1
224 Seiten, Kart., 21
EUR (jetzt
online bestellen um 11,20 EUR)
Cover Kurzbeschreibung Rezensionen Stichwörter Aus dem Inhalt Leseprobe Link Das Buch bei Kohlhammer
Der jüdisch-christlichen Tradition liegt die Erfahrung zugrunde, dass Glaube der Gemeinschaft bedarf. Dies kann durch die praktischen und theoretischen Erkenntnisse des Personzentrierten Ansatzes anthropologisch und theologisch vertieft werden. Damit wird umgekehrt auch behauptet, dass der Personzentrierte Ansatz selbst zutiefst in dieser Tradition wurzelt und durch die kritische Auseinandersetzung mit seinen Fundamenten genuin weiterentwickelt werden kann. So wird nicht zuletzt auch der Beliebigkeit und Oberflächlichkeit in seiner »Anwendung« entgegengetreten.
In der praktischen und theoretischen Auseinandersetzung mit der Person in ihren sozialen Bezügen, also mit einem an der Person des Menschen orientierten Ansatz, haben viele einen bedeutsamen und weiterführenden Weg gefunden, dem Leben in zwischenmenschlichen Beziehungen auf den Grund zu gehen. Die mangelnde Bereitschaft vieler PsychotherapeutInnen, bei ihrer Arbeit diesbezüglich wirklich auf den Grund zu gehen und damit auch religiösen und theologischen Fragestellungen gegenüber aufgeschlossen zu sein, ist (oft aus biographischen Gründen) ebenso verständlich wie kurzsichtig und einem personalen Ansatz widersprechend. Die vorliegende Arbeit will auch hier einen Beitrag zum Dialog leisten - oder wenigstens etwas neugierig machen ...
REZENSIONEN
"Ein beachtlicher Entwurf, der in
der deutschsprachigen Pastoraltheologie bislang nicht in vergleichbarer Form
vorliegt." "Der Titel klingt an den ersten Satz der
Bibel an. Ein Anspruch, der nicht übersehen werden darf. Schmid fragt nach dem Menschen,
aber nicht nach dem, was chronologisch am Anfang des Menschen und seiner
Geschichte war, sondern was im Anfang des Menschen steht und somit als
durchgehendes Webmuster seiner Realität und 'Existenz' aufscheint. Der ganzen
Realität des Menschen kann nur gerecht werden, wer im Blick hat, was im Anfang
des Menschen ist. Das ist der Schlüssel aller Fragen nach Gott und dem Menschen,
sozusagen der Code, der für deren Entschlüsselung eingegeben werden muss. "Ein sehr informatives und
übersichtliches Grundlagenbuch zur Gruppe." Schmid hat "damit wirklich die beiden Grundlagen-Bände nun mit
der gelungenen praktisch-theologischen Triptychon-Krönung versehen. Ich gratuliere zu
dieser beeindruckenden Leistung und freue mich auch sehr darüber, dass in unserer
Disziplin durch solche Publikationen weiterhin auch die Stimme der Pastoralpsychologie
gewichtig erklingt." "Die These des Buches
lautet: Im Anfang ist Beziehung; Gott ist Gemeinschaft, communio als Vater, Sohn
und Geist. Der Mensch hat 'im Anfang' eine Beziehung zu Gott, die seine Existenz
konstituiert. Er wird Mensch durch Beziehung zum göttlichen, aber auch zum menschlichen
Du. Das Leben und die Lebensqualität des Menschen hängen ab von der 'Kunst der
Begegnung'. Der bekannte Wiener Autor
hat hiermit gewissermaßen den 3. Teil einer Trilogie vorgelegt, die sich mit den
Phänomenen der Gruppe in der Psychotherapie und in der Seelsorge befasst. Das
Verdienst des Verfassers, Gruppenarbeit entgegen dem Trend, weiterhin
kritisch im theologischen Diskurs zu halten, kann nicht hoch genug
veranschlagt werden. Des Verfassers Gesamtwerk wäre daher breite
Rezeption zu wünschen. Dieses Buch bringt die soziale Dimension der
Kirche unter dem spezifischen Aspekt der Gruppe erneut und neu ins
Gespräch und erweist sich als äußerst diskussionswürdig. Man sollte
es fleißig diskutieren und - man sollte vor allem reflektierte
Gruppenarbeit in der Kirche praktisch betreiben.
... in
drei Bänden auf knapp 1500 Seiten eine umfassende Theorie der Arbeit in
Gruppen aus (gesprächs-) psychotherapeutischer, philosophischer und
theologischer Sicht. ... allen zu empfehlen, die für ihre Arbeit mit
(kirchlichen) Gruppen humanwissenschaftliche (insbesondere
gesprächspsychotherapeutische) und theologische Informationen suchen. ...
Im 3. Band versucht Schmid, eine 'theologische Gruppentheorie' zu
entwerfen. Es ist eine große Stärke dieses letzten Bandes, die überall
anzutreffenden kirchlichen Gruppen theologisch zu untersuchen und zu
fundieren. Auch wenn dies auf überwiegend katholisch-theologischer
Grundlage geschieht, haben auch evangelische Leser/innen vielfältigen
Gewinn davon.
Ich las
und lese immer wieder in dieser Publikation nach. Der Autor stellt mir den
Stellenwert der Gruppe für die pastorale Tätigkeit auf der praktischen wie
theoretischen Ebene exzellent dar und macht mir deutlich, dass zum
christlichen Verständnis von Menschsein das Leben und die Begegnung in
Gruppen wesentlich dazugehören. P. Schmids Reflektion zur Bedeutsamkeit
der Gruppe für praktizierende Theologen als theologiegenerativer Ort
bleibt ein äußerst lesenwerter Beitrag mit neuem Verständnis im
interdisziplinären Bemühen um die Bedeutung der Gruppe und ihrer
Auswirkungen. Ihr Buch
"Im Anfang war Gemeinschaft" hat mich inspiriert.
... grades
the book up as a work of fundamental principles or a work of reference,
respectively. This study is so full of material, documents in its
practical-theological parts the state of the present-day
empirical-ecclesiological discussion on the (parish-)community, as well as
the reception of the group research which has been used within the
framework of the church. In that respect the focus is increasingly in the
interdependence between community and group. As the author broaches the
subject of this relation from an always new perspective, he succeeds in
connecting the two main objectives of his work with one another:
connecting the theme announced in the title with the proof of a profound
knowledge of today's scientific state of pastoral theology. This book can
be recommended without hesitation to any similar interested reading
audience, since it is a reliable source of documentation of today's
relevant practical-theological discourse (particularly on
communion-ecclesiology, community, coinonia and the "ecclesiola"-function
of the group).
Het beoog is zorgvuldig
opgebouwd, in uitvoerige discussie met systematisch-theologische en praktisch-theologische
auteurs. Dit book bieldt wel een originele en interessante theologische reflectie over de
correlatie van de goddelijke en menselijke persoon in zijn betekenis voor de
zelfvoltrekking van de kerk in de lokatie van de
groep.
I enjoy reading your "Im
Anfang ist Gemeinschaft".
Recenzovanou
knihu lze doporucit krestansky orientovaným psychologum a lékarum a
samozrejme vsem, kdo se zabyvají pastorací.
L’autore, docente di teologia «pratica»
(o pastorale) e psicoterapeuta, ha dedicato
già diversi studi al lavoro di gruppo in
prospettiva psicologica e terapeutica (psicoterapia
di gruppo centrata sulla persona). Il
presente volume affronta il tema del gruppo
nella sua dimensione teologica e pastorale,
attraverso una approfondita riflessione che
ha alla base tre nuclei tematici di indubbia
rilevanza teologica e pratica: il mistero
tirnitario come communione e fonte di
communione; la prospettiva antropologica
dell’uomo comme realtà essenzialmente
comunitaria; ľ
ecclesiologia
di comunione che vede nel cuore della realtà
ecclesiale la koinonia e la comunità. Su
queste basi viene poi sviluppata tutta una
«teologia del gruppo» visto non soltanto
nella sua pregnanza metodologica, ma
soprattutto come realtà teologicamente
significativa, vale a dire: come koinonia
vissuta; come luogo di esperienza e di
apprendimento della fede; come luogo di
incontro con Dio nell’incontro con gli
altri; come luogo di riflessione teologica,
specialmente nella sua dimensione pastorale
o pratica.
Psychothérapeute et théologien autrichien,
l’auteur a déjà publié de nombreux
travaux relatifs à aide psychologique aux
personnes, dans le cadre du travail social
comme en pastorale. Récemment, l’intérêt
de l’auteur a glissé vers les activités
de groupe qui, menées dans un esprit rogérien,
seraient le lieu privilégié de soutien, de
guérison et de développment des personnes.
Ce disant, l’auteur veut réconcilier et
articuler deux éléments trop souvent opposés
: l’individu et la communauté. En 1994 et
1996, l'auteur publiait deux ourvrages
consacrés à la Personzentrierte
Gruppenpsychotherapie. Le présent livre
se veut la reprise théologique de ces
volumes auxquels il renvoie abondamment.
L’auteur commence par une description du
« group trinitaire » dont ľ être
humain est ľ Ebenbild. Quant à
l'Église, elle doit se concevoir comme une
communion, à ľ instar de celle qui préexiste
en Dieu. Mais cet idéal ne peut se réaliser
qu’au cœur de rassemblements concrets de
croyants, lieux d’émergence des trois
fonctions constitutives de ľ ecclésialité
chrétienne: martyria, leitourgia et
diakonia. La théologie pratique elle-même,
comme théorie de « la pratique koinonique
», ne peut surgir que d’un travail
collectif et de la reconnaissance du groupe
comme « lieu théologique ».
Zur Zeit bin ich damit beschäftigt, ein Buch über die heutigen Seelsorge zu
schreiben, und in Verbindung mit dieser Arbeit, habe ich Ihr Buch “Im Anfang
ist Gemeinschaft”, sehr interessant empfunden.
I have just
read your paper "In the beginning there is community" and thought it an
excellent, challenging and thought-provoking piece. |
STICHWÖRTER
Gruppe, Communio/Koinonia, Gemeinde, Kirche, Trinität, Gott, Theologie der Gruppe, Gruppenpsychotherapie, Gruppenarbeit, Begegnungsgruppe, Seelsorge, Begegnung, Humanwissenschaften, Pastoralpsychologie, Praktische Theologie, Anthropologie, Solidarität, Autonomie, Kairologie, Sakrament, Amt, Locus theologicus
AUS DEM INHALT
GOTTESBILD
Gott ist
Gemeinschaft - Gott als »Person« & Gott als »Gruppe«
Warum von Gott reden?
MENSCHENBILD
Der Mensch ist ein
Gemeinschaftswesen -
Persönlichkeitsentwicklung in Gruppen
KIRCHENBILD
Kirche als
diakonische Koinonia -
Gemeinschaft im Dienst der Humanisierung des Lebens
GRUPPE
Die Gruppe als
Lebensraum des Glaubens -
Lernort von Solidarität und Autonomie
GRUPPENARBEIT
Die »trinitarische
Struktur« der Encounter-Gruppe -
Personzentrierte Begegnungsgruppen
THEOLOGIE
Reflexion und Reform
der Praxis -
Gruppe als Ort der Verwirklichung des Glaubens und theologiegenerativer Ort
PSYCHOTHERAPIE
Das Verhältnis von
Psychotherapie und Theologie
Kirchliche Gruppen als Sozialisationsfaktor
PERSONZENTRIERT
Das Erbe der
personalen Tradition
Gruppe und existentielle Fragen
Die Gruppe als Ort der Vermittlung von Theorie und Praxis
LESEPROBE*
»... um Entwicklungen zum
Dogmatischen hin zu verhindern ...« (Carl Rogers)
Anmerkungen für den personzentrierten Leser
Und was kann der personzentrierte
»Normalverbraucher« aus der Lektüre dieses Bandes gewinnen?
Dem theoretisch Interessierten werden eine Reihe von Konzepten des christlichen Glaubens
und dessen Theologie, die er in diesem Buch findet, aus der personzentrierten Theorie
zum Teil vielleicht überraschend recht bekannt vorkommen: beim Menschenbild
neben dem Personbegriff etwa der phänomenologische und auf Selbstverwirklichung
ausgerichtete Ansatz oder der Glaube an ein »gutes«, »konstruktives« Prinzip statt
eines Dualismus von Gut und Böse; in der Erkenntnistheorie die (ursprüngliche,
nichtabgeleitete) Pluralität und die konstruktivistischen Grundlagen (alles ist relativ,
wenn einzig Gott absolut gesetzt wird; ja, selbst Gott ist relational, plural und »in
Entwicklung«, prozessual); wissenschaftstheoretisch die handlungsorientierte
Positionierung; in der Handlungstheorie und Praxeologie der empirische (kairologische)
Ausgangspunkt; in der Praxis die Technik und Methodenskepsis und das Verständnis
des Handelns als ein künstlerisches; weiters die dialogische und soziale Ethik und das
politische Selbstverständnis, um nur einige Beispiele zu nennen. Andererseits ist
unschwer herauszufinden, daß in der jüdischchristlichen Tradition, aus der der
Personzentrierte Ansatz stammt, auch ein großer Reichtum für die Weiterentwicklung zu
einem personalen Ansatz liegt.
Bei aller Verwandtschaft werden aber auch die Unterschiede und Spannungen zwischen den
Weltbildern deutlich und die Herausforderung, die für beide Seiten daraus entsteht: Die
verschiedenen VorausSetzungen zuallererst, im Christentum die Wirklichkeit eines
sich mitteilenden Gottes, der selbst als Kommunikation und als Ausgangspunkt aller
Kommunikation geglaubt wird; seine Menschwerdung in der Person des Jesus von Nazareth und
die damit verbundene Bezugnahme auf Jesus als den Christus und »Heiland« (ein
altmodisches Wort, das aber sofort mitten ins Thema der Frage nach Heilung, Heil und
Heiligung führt; im Englischen sind es »whole« und »holy«, die etymologisch die
Zusammengehörigkeit bezeugen); oder der Glaube daran, daß Gott die Menschen schon
»erlöst« hat und wir es nicht selbst tun müssen. Aber gerade da könnte man auch
gleich schon wieder Parallelen finden.
Der Praktiker wird vielleicht manches von dem besser verstehen, was seine (explizit und
implizit religiösen) Klienten und Gruppenteilnehmer beschäftigt, oder er wird etwas
finden, was ihm hilft, bei religiöser Engführung wie sie als Ursache für manche
ekklesiogene Neurose oder schlicht für ein Leben, das aus einseitig verstandener
Religiosität weit hinter seinen personalen Möglichkeiten zurückbleibt seinen
eigenen Blick zu erweitern und damit ähnliches beim Klienten zu fördern. Vielleicht
finden sich sogar bei ihm selbst religiöse oder theologische Konzepte, reflektiert oder
bislang unreflektiert, die nach der Lektüre in einem anderen Licht erscheinen ...26
Die von Rogers (1959a, 16) beschworene Vorsicht hinsichtlich des Risikos jedweder
Theoriebildung, »um Entwicklungen zum Dogmatischen hin zu verhindern«, gilt für jedes
wissenschaftliche und professionelle Bemühen und für jede ernsthafte Lebenseinstellung.
Personzentriert wie theologisch Arbeitenden ist sie gleichermaßen ins Stammbuch
geschrieben.
* Aus der Einleitung, S. 17
26 Eine Auswahl von Büchern zur Auseinandersetzung mit dem Personzentrierten
Ansatz aus theologischer Sicht: Stollberg 1969 (Lit.); Stich 1977; Lemke 1978; 1995;
Zottl 1980; Kroeger 1983; Schütz 1989b (Lit.); Baumgartner 1990a, 427-482; Schmid 1989a
(Lit.); 1991a; 1994a; 1996a; weiters: ders. 1990a; 1994b; 1995a (Lit.); 1997f; 1998k;
1998n. Weitere Lit. s. u., S. 126. Zur Auseinandersetzung mit Christentum u.
Theologie aus personzentrierter Sicht: u. a. Coulson 1988; Thorne 1991a; 1991b; 1992,
20-23; 1995; 1997; 1998; van Kalmthout 1995; 1998.