Peter Frenzel, Wolfgang W. Keil, Peter F. Schmid, Norbert Stölzl (Hg.)

KLIENTEN–/PERSONZENTRIERTE PSYCHOTHERAPIE
Kontexte, Konzepte, Konkretisierungen

Wien (Facultas Universitätsverlag) 2001
ISBN 3-85076-481-8
488 Seiten, div. Abb., broschiert • 36 EUR
SUBSKRIPTIONSPREIS bis 26. Mai 2000: 398 öS • 55 DM • 51 sFr

Cover Kurzbeschreibung Rezensionen Stichwörter AutorInnen Die Beiträge (Inhalt) Das Vorwort  russische Ausgabe


KLIENTEN-/PERSONZENTRIERTE PSYCHOTHERAPIE

Das Kompendium.

Das Buch bietet in kompakter Form einen umfassenden Überblick über die Theorie und Praxeologie der Klienten- bzw. Personzentrierten Psychotherapie, die im Deutschen auch als Gesprächspsychotherapie bekannt wurde. Neben der geschichtlichen Entwicklung wird dabei der gegenwärtige Stand des Therapiekonzepts, seiner vielfältigen Anwendungsformen und seiner philosophischen, anthropologischen und entwicklungspsychologischen Hintergründe übersichtlich vermittelt. Weiters werden die Gruppentherapie als Vollform dieses Ansatzes, sein spezifischer Beitrag zur Psychotherapieforschung, seine gesellschaftspolitischen Bezüge, die Stellung zu anderen Therapierichtungen u. Ä. m. zusammenfassend dargestellt. 
Die Beiträge zu diesem Buch bilden ein unverzichtbares Kompendium der für eine Ausbildung in Klienten- oder Personzentrierter Psychotherapie nötigen Inhalte.

 

REZENSIONEN

 

Einen Überblick zu geben über den Stand der klientenzentrierten respektive personzentrierten psychotherapeutischen Dinge - so könnte man das Anliegen der österreichischen KollegInnen kurz auf einen Nenner bringen. Der aufgefächerte Name ist Buchprogramm: Das, was da Personzentrierte oder Klientenzentrierte Psychotherapie heißt, soll fassbar gemacht werden, in seiner Vielfalt eindeutig dargestellt und das Profil noch prägnanter herausgearbeitet werden. Was ist eigentlich "personzentriert"? Was darf sich so nennen und was nicht? Muss alles gehen dürfen oder doch eher nicht?

Wie Peter Schmid in seiner Einleitung schreibt, soll die Lektüre ermöglichen, die Vielzahl der Facetten personzentrierten Arbeitens zu überblicken, auf dass die Lesenden ihr eigenes Bild und ihr eigenes Verständnis davon entwickeln, was personzentriertes Arbeiten heißt.

Ihren Anspruch haben die Autoren eingelöst. Mit übersichtlich gegliederten Kapiteln, griffigen Titeln und klaren Abstracts erleichtern sie den Lesenden schnelle Orientierung. Das Buch ist sorgfältig aufgebaut und ermöglicht damit einen konzisen Überblick über die Geschichte, die Theorie, die gelebte Praxis der Personzentrierten Psychotherapie in ihren unterschiedlichen Aspekten und Verständnissen heute und darüber, wie die Personzentrierte Psychotherapie im Vergleich mit den anderen psychotherapeutischen Richtungen heute zu verorten ist.

Die AutorInnen haben enorm viel Material zusammengetragen - was den Lesenden das reiche Spektrum der aktuellen Theoriediskussion und ihrer geschichtlichen und philosophischen Wurzeln präsentiert. Blättern, nachschlagen, sich anmuten lassen. Das Buch regt zum Fragen an und dazu, die Antworten selbst zu suchen - und steht somit wohl in bester personzentrierter Tradition.

Margarethe Letzel, Schweiz, in PERSON 2 (2001) 120

 

Das Anliegen der Herausgeber ist es, einen möglichst umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Praxis und der Theorie des Personzentrierten Ansatzes zu bieten. Je nach Perspektive der Autorin und des Autors wird der Ansatz auch als Klientenzentrierte Psychotherapie und Experienzielle Psychotherapie, im Verständnis von Eugene Gendlin, verstanden. Das Buch wendet sich nicht nur an PsychotherapeutInnen, sondern ist auch für interessierte LeserInnen, für AusbildungskandidatInnen aus den verschiedensten Beratungs- und
Bildungskontexten ein solider Beitrag, um sich in diesem Themenfeld orientieren zu können und um einen Eindruck der theoretischen Auseinandersetzungen zu bekommen. Um es vorwegzunehmen: das Ziel, das mit diesem Buch erreicht werden sollte, konnte in großen Bereichen realisiert werden. Es ist den Herausgebern gelungen, Gemeinsamkeiten - verpflichtende Grundsätzlichkeiten nennt es Peter F. Schmid im Namen der Herausgeber - in den Konzeptionen genauso deutlich zu machen, wie darauf hinzuweisen, dass sich der Ansatz in ein komplexes und vielschichtiges Bild gewandelt hat, und seine Stärke und Faszination eben aus der Vielfalt und den darin enthaltenen Widersprüchlichkeiten zu schöpfen vermag.

Das Buch verweist in dankenswert klarer Weise auf die Bedeutung von Kontextualität in diesem Wissenschaftsbereich (Fischer; Korbei), und bietet damit auch Einblicke in aktuelle, standespolitische Auseinandersetzungen. Die AutorInnen dieses Kompendiums bieten eine geschichtliche Übersicht, skizzieren aktuelle Entwicklungen (Schmid/Keil), beleuchten philosophische und anthropologische Grundlagen und beschreiben soziokulturelle Bedingungen (Korunka; Schmid). Ausgehend von diesen Kontextbeschreibungen bietet das Werk aber auch sehr theorie- und praxisbezogene Konkretisierungen, in denen die persönliche "Handschrift" der AutorInnen zum Tragen kommt. Es wird Personzentrierte Persönlichkeitstheorie, Beziehungstheorie (Schmid; Reisel) und Klientenzentrierte Therapietheorie (Keil) ausgehend vom zugrunde liegenden Menschenbild dargestellt. Darauf basierend werden die Möglichkeiten, die Notwendigkeit und damit verbunden die Bedeutung einer differenziellen Störungslehre für den Person-/Klientenzentrierten Ansatz diskutiert (Mitterhuber/Wolschlager). Fragen der Indikation und Diagnostik (Sommer/Sauer) werden ebenso behandelt, wie die zentralen Bereiche der aktuellen theoretischen Auseinandersetzung, das Spannungsverhältnisses von Beziehung, Methode und Technik betreffend (Keil/Stölzl). Anschauliche Beispiele für die praktische Arbeit liefern Prozessverläufe Personzentrierter Therapien (Frenzel). Eigene Kapitel stellen Personzentriertes Arbeiten mit Gruppen (Schmid) und in bestimmten spezifischen Settings dar: Kinder, Jugendliche, Familien (Janisch), Krisenintervention (Kinigadner/Papst), Supervision, Sozialarbeit, Organisationsentwicklung (Frenzel), Therapie unter Zwangsbedingungen usw.

Für TheoretikerInnen und PraktikerInnen, die mit der Materie vertrauter sind, bietet ein Kapitel von Peter Frenzel eine wohltuende, skeptische Betrachtung des Ansatzes. Er befasst sich dabei mit kritischen und riskanten Aspekten und lässt der Idee Raum, dass ein therapeutisches Verfahren, das "funktioniert", noch immer keine Garantie und keinen Wahrheitsbeweis für die "Richtigkeit" des Ansatzes liefert. Er weist auf die Selbstreferentialität als ein wesentliches Moment des Theorieaufbaus hin und skizziert damit die Gefahren für Theorien, die nicht "wissen", dass sie, indem sie ihre Objekte beschreiben, sich zugleich auch selbst beschreiben und damit ihre eigenen Grenzen setzen. Sie beschreiben, wie sie beschreiben, eben Beschreibungen, und nicht "Realitäten", denn diese liegen nicht anders vor als in Form von Beschreibungen. Frenzels Hinweis, dass der Inhalt, folglich so oder auch anders sein kann, je nach Ansatz oder Perspektive, relativiert in beruhigender Weise die womöglich gewünschten "wahren" Beschreibungen der "einen" Theorie.

Für die an Forschung und Forschungsergebnissen interessierten Leser und LeserInnen bietet der Beitrag von Anna Auckenthaler und Mark Helle einen guten Überblick über die Forschung zur Klientenzentrierten Psychotherapie vor dem Hintergrund verschiedener Referenzsysteme. Die Autoren machen deutlich, dass die große Herausforderung darin liegt, Personzentrierte Psychotherapie als Wissenschaft zu verstehen, deren "Forschungsgegenstand" die Person als Person in ihrem Kontext beschreibt. Sie hat sich daher auch eines Verständnisses und einer Sprache zu bedienen, die gewährleistet, ihren "Forschungsgegenstand" nicht aus den Augen zu verlieren. Der Forschungsgegenstand ist nicht durch empirische Arbeit zu erheben, auch wenn es gesellschaftliche/wirtschaftliche Notwendigkeiten als unabdingbar darstellen. Auch Psychotherapieforschung spricht, in Anlehnung und Abwandlung eines Zitats von Lyotard, das Idiom der Welt. Und diese Welt betont Geschwindigkeit, Konkurrenz, Effektivität, Wunscherfüllung und Erfolg. Aber nur in diesem Idiom zu bleiben, bedeutet, einer psychotherapeutischen Praxis und einer notwendigen Psychotherapieforschung wesentliche Aspekte vorzuenthalten. Sie ist dann einer philosophischen, ästhetischen Betrachtung widerstreitend oder überhaupt entzogen. Darauf wird von den Autoren in konsequenter Weise hingewiesen.

Eine umfassende Literaturliste der Werke von Rogers, jede Menge Literaturquerverweise und das Stichwortverzeichnis sowie Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten in Österreich (Keil/Stölzl; Schmid) bieten den Lesern die Möglichkeit das Buch auf unterschiedlichste Weise, zu nutzen: als Lehrbuch, als Lesebuch und auch als Nachschlagewerk, um sich über bestimmte Themenschwerpunkte zu informieren.

Das Buch erachte ich als gelungen, weil es eine Menge Information darüber zur Verfügung stellen kann, wie Personzentrierte Psychotherapie in der Praxis arbeitet. Es bietet sehr konkret für viele oft gestellte Fragen Antworten, aber es weist auch ganz klar darauf hin, dass menschliche Lebensform immer mehr ist als wissenschaftliche Aussagen erfassen können. Personzentrierte Psychotherapie hat Wissenschaft, aber sie hat sie zur Seite; im Moment der Begegnung sollte man sie beiseite lassen, formuliert es Rogers. Es geht nicht ohne Lehrbuchwissen, aber dieses Buch ist auch ein Lesebuch, dass deutlich zu machen vermag, dass Personzentrierte Psychotherapie "Nebenwirkungen" therapeutischen Arbeitens ermöglicht und auch schätzt. Dafür bedarf es keiner Behandlungsmethode, keiner Behandlungstechnik, sondern der Verhandlung und Aushandlung der Frage, welches Leben wie zu leben wert wäre. Das Buch lässt der Sichtweise Spielräume, dass das Medium Personzentrierter Therapie eine poetische Anregung in Fragen der Lebenskunst sein kann und deshalb mehr als therapeutische Interventionen zur Verfügung stellt. Das Buch regt zur Frage an, wann brauche ich welches Wissen, für wen und wozu?

Christian Fehringer in Psychotherapie Forum 2004

The editors intend to provide as complete as possible a survey of the practice and theory of the person-centered approach to psychotherapy. Depending on individual authors’ perspectives, the approach is also understood as encompassing Client-Centered and Experiential Psychotherapy according to the conception of Eugene Gendlin. Not only does the book address psychotherapists, but it also offers a solid contribution for readers of counseling and educational contexts, allowing them to get an orientation and impression of theoretical discussions in this field.

To give my conclusion in advance: the goal this book is realized to a great extent. The editors have succeeded both in making commonalities of the conceptions clear (called binding principles by Peter F. Schmid on behalf of the editors) and emphasizing that the approach has developed into a complex and multilayered picture, enabling it to draw strength and fascination simply from this great variety and the contradictions included.

In a commendably clear way, the book points to the importance of context in this field of science (Fischer; Korbei) and thus offers insights into present political arguments within the realm of psychotherapy. The authors of this compendium provide a historical overview, outline current developments (Schmid and Keil), shed light upon philosophical and anthropological foundations and describe social and cultural conditions (Korunka; Schmid). Based on these contextual descriptions, the work provides also concrete expressions very much related to theory and practice, marking the book with the personal ’signature’ of the authors. Person-centered personality and relationship theories (Schmid; Reisel) and client-centered theory of therapy (Keil) are portrayed according to the image of the human being on which they are based. Building on these, the possibility and necessity of a differentiated theory of disorders for the Person-/Client-Centered Approach is discussed (Mitterhuber and Wolschlager). Questions of indication and diagnostics (Sommer and Sauer) are dealt with as are the central fields of the topical theoretical discussion concerning the tension of relationship, method and technique (Keil and Stölzl). Descriptions of process developments of Person-Centered Therapies give vivid examples (Frenzel). Separate chapters depict person-centered work with groups (Schmid) and in certain specific settings such as children, adolescents and families (Janisch); crisis intervention (Kinigadner and Papst), supervision, social work and organizational development (Frenzel); and therapy in compulsory conditions.

For theoreticians and practitioners familiar with the matter, a chapter by Peter Frenzel offers a pleasant, sceptical view of the approach. He deals with critical and risky aspects and puts forward the idea that a ’working‘ therapeutic procedure neither guarantees nor proves the ’truth‘ of the approach. He points to the essential self-referencing nature of theory and thus sketches the dangers for theories which do not ’know‘ that in describing their objects they consequently also describe themselves, thus defining their own limits. They describe descriptions and not ’realities‘, because what they describe does not exist other than in the form of descriptions. Frenzel’s observation that the contents therefore can be one way or another, depending on the approach or perspective, makes the possibly desired ’true‘ descriptions of ’the one‘ theory relative but in a reassuring way.

For readers interested in research and research findings, the contribution by Anna Auckenthaler and Mark Helle presents a good overview of research on Client-Centered Psychotherapy. The authors explain that the big challenge lies in understanding psychotherapy as a science whose ’object of research‘ is the person in his or her context. Hence, it must use a way of understanding and a language that guarantee keeping an eye on its object. The object of research cannot be determined by empirical work, even if necessities of society or economy portray this as necessary. To modify a quote by Lyotard, psychotherapy research too, speaks the idiom of the world. And this world stresses speed, competition, efficiency, fulfillment of wishes and success. But only to stick to this idiom means to withhold essential aspects from psychotherapy research and practice. Consequently, the autors emphasize that doing so would contradict philosophical and esthetic consideration or deprive the approach of these altogether.

A comprehensive bibliography of the works of Rogers, a multitude of references to literature and an index as well as information about training possibilities in Austria (Keil and Stölzl; Schmid) offer possibilities for the readers to use the book in most different ways: as textbook, as a book for reading, and also as a reference book to inform themselves about certain subjects.

I regard this book as excellent, because it is able to provide a large amount of information on how Person-Centered Psychotherapy works in practice. Very concretely, it offers answers to many often-raised questions, but also emphasizes clearly that forms of human life are always more than scientific statements can grasp. Person-Centered Psychotherapy has science, but has it ’at its side‘; in the moment of encounter, one should leave it aside, as Rogers says. It is impossible without textbook knowledge, but this book is also a reading book that manages to make it clear that Person-Centered Psychotherapy makes ’side effects‘ of therapeutic work possible and values them. For this, neither a method of treatment nor a technique is needed but the negotiation of the question which life is worth living in what way. The book provides room for the view that the medium Person-Centered Therapy can be a poetic encouragement in questions of the art of life and therefore offers more than therapeutic interventions. The book stimulates the question: When do we need which knowledge, for whom and for what?

Person-Centered and Experiential Psychotherapies 2,4 (2003)

 

Dit boek wordt gezien als een 'Lehrbuch' met als doel in compacte vorm een helder, duidelijk en zoveel mogelijk omvattend overzicht te geven van de heudige stand van zaken in theorie en praktijk van de cliëntgerichte psychotherapie. De Oostenrijkse schrijvers zijn vakkundig, hebben hard gewerkt en zijn zeer gedegen en consciëntieus te werk gegaan. Het boek beantwoordt aan bovengenoemd doel. Het laat zich bovendien goed als één geheel lezen en dat kom ik ook wel eens anders tegen in boeken die door meerdere schrijvers geschreven zijn. [...]

In hoofdstuk 1 bespreken Peter Schmid en Wolfgang Keil cliëentgerichte psychotherapie vanuit haar ontstaandsgeschiedenis, als een benadering die zich teweer stelt tegen de heersende opvattingen: vernieuwing versus traditie. Het levert in de loop van de tijd de bekende inzichten op over de betekenis van de relatie en de persoon van de therapeut in therapie. [...]

Peter Schmid wert de tegenstelling zelfstandigheidsontwikkeling versus in relatie staan tot de ander uit. Hij benadrukt dat het niet gaat om het één of het ander, maar om het één én het aner. In de persoonlijkheidstheorie van Rogers staat de actualisatietendens centraal: te worden wie ik in potentie ben. Er is van nature een drijfveer tot ontwikkeling van kwaliteiten en verrijking van het leven. Maar dit alles kan pas werkelijk tot ontplooiing komen in relatie tot andere mensen. Er is sprake van lijden als de mens niet meer kan bewegen in dit spannungsveld en ervaringen in de buitenwereld interpreteert vanuit een min of meer star zelfconcept. In de psychotherapeutische ontmoeting van mens tot mens wordt een klimaat aangeboden dat ruimte biet tot veranering: ontmoeting, waarin het belang van de persoon van de therapeut onderkend wordt versus deskundigheit, methoden en technieken. [...]

[In hoofdstuk 10:] groepstherapie (groep versus individu) in het kader van de prominente plek die de groep inneemt in vroege publicaties van Rogers [...]

Ik ben dan ook blij in hoofdstuk 17, waarin Peter Schmid van IPS en Wolfgang Keil en Norbert Stölzl van ÖGwG uitenzetten wat de Oostenrijkse verenigingen aan opleiding te bieden hebben, te lezen dat naast het innemen van kennis veel waarde gehecht wordt aan het opdoen van ervaring in de praktijk, intervisie en supervisie: kennisoverdracht versus leren door ervaring/'bevragen'.

Ria Hopman, Tijdschrift Cliëntgerichte Psychotherapie 40, 2002

 

STICHWÖRTER

Person-/Klientenzentrierte Psychotherapie, Personzentrierter Ansatz, Geschichte, Anthropologie, Erkenntnistheorie, Persönlichkeitstheorie, (therapeutische) Beziehung, Entwicklungspsychologie, Therapietheorie, Therapiepraxis, differentielle Theorien, Indikation, Diagnostik, Methode und Technik, Prozess, Gruppe, Politik, Gesellschaft, Ethik, Settings, Zielgruppen, Schulenvielfalt, Vereine, Ausbildung, Forschung

AUTOREN UND AUTORINNEN

Anna Auckenthaler • Christoph Fischer • Peter Frenzel (2) • Winfried Janisch • Wolfgang Keil (4) • Sonja Kinigadner • Lore Korbei • Christian Korunka • Beatrix Mitterhuber • Hans Pabst • Barbara Reisel • Joachim Sauer • Peter F. Schmid (5) • Karl Sommer • Norbert Stölzl • Hans Wolschlager

DIE BEITRÄGE

  • Peter F. Schmid, Die Grundlagen und die Vielgestaltigkeit Person– bzw. Klientenzentrierter Psychotherapie, Vorwort
  • Peter F. Schmid & Wolfgang Keil, Zur Geschichte und Entwicklung des Personzentrierten Ansatzes
  • Christian Korunka, Die philosophischen Grundlagen und das Menschenbild des Personzentrierten Ansatzes
  • Peter F. Schmid, Personzentrierte Persönlichkeits- und Beziehungstheorie
  • Barbara Reisel, Ein personzentriertes Entwicklungsmodell
  • Wolfgang Keil, Klientenzentrierte Therapietheorie
  • Beatrix Mitterhuber & Hans Wolschlager, Differentielle Krankheitslehre der Klientenzentrierten Therapie
  • Joachim Sauer & Karl Sommer, Indikation und Diagnostik in der Klientenzentrierten Therapie
  • Wolfgang Keil & Norbert Stölzl, Beziehung, Methodik und Technik in der Klientenzentrierten Therapie
  • Peter Frenzel, Prozesse Personzentrierter Therapie
  • Peter F. Schmid, Personzentrierte Gruppenpsychotherapie
  • Winfried Janisch, Spezifische Settings und Zielgruppen
  • Sonja Kinigadner & Hans Pabst, Klientenzentrierte Krisenintervention
  • Peter Frenzel, Der Personzentrierte Ansatz jenseits der Psychotherapie
  • Anna Auckenthaler, Forschung zur Klientenzentrierten Psychotherapie: Entwicklungslinien, Schwerpunkte, Ergebnisse
  • Christoph Fischer, Klientenzentrierte Psychotherapie und Gesellschaft
  • Lore Korbei, Die Personzentrierte Psychotherapie im Verhältnis zu anderen Schulen
  • Wolfgang Keil & Peter F. Schmid, Die Vereinigungen und ihre Ausbildungsangebote (ÖGwG; IPS der APG)
  • Literatur Carl R. Rogers
  • Stichwortverzeichnis
  • Namensregister
  • Die Grundlagen und die Vielgestaltigkeit Person– bzw. Klientenzentrierter Psychotherapie
    Vorwort

    Ziel des vorliegenden Bandes ist, in kompakter Form einen übersichtlichen und — bei aller nötigen Beschränkung durch den zur Verfügung stehenden Um­fang — möglichst umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Theorie und Praxeologie der Personzentrierten bzw. Klientenzentrierten Psychotherapie zu bieten. Damit soll ein Kompendium der wesentlichen Inhalte als Grundlage für die Aus–, Weiter– und Fortbildung zur Verfügung stehen.
    Die Herausgeber, allesamt seit vielen Jahren in der Aus– und Weiterbildung tätig, möchten damit einen soliden Beitrag zur Orientierung innerhalb der Psychotherapie mit ihren verschiedenen Schulen, innerhalb der Klientenzentrierten Therapie mit ihren unterschiedlichen Zugängen und zur fachspezifischen Ausbildung und berufsbegleitenden Reflexion auf diesem Gebiet leisten. Darüber bietet das Buch auch für verwandte Bereiche, wie Beratung, Supervision, Bildung und Ähnliches, eine wesentliche Basis hinsichtlich Theorie, Methodik und Praxis.

    Konzepte

     

    Der Personzentrierte Ansatz stellt sich heute, viele Jahrzehnte nach seiner Begründung durch Carl Rogers in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als vielgestaltiger und vielschichtiger Zugang zum Menschen in seiner Mit– und Umwelt mit einem interdisziplinären und multiprofessionellen Anspruch dar. Er reicht von der Philosophie und Theologie, von der Wissenschaftstheorie und Kulturphilosophie bis zu den verschiedensten Gebieten der Human– und Gesellschaftswissenschaften, von der Wirtschaft bis zur Literaturwissenschaft, von der Medizin bis zur Politik, von Kunst und Kultur bis zur Praxis des täglichen Zusammenlebens im beruflichen und privaten Bereich (s. dazu das Kapitel 13). Bei allen Gemeinsamkeiten reichen die geschichtlich und kulturell entstandenen Unterschiede (Kapitel 1) in Verständnis, Schwerpunktsetzung und Terminologie dabei vom Prinzipiellen bis in Details. So bietet sich heute kein einheitliches, sondern ein komplexes und vielfältiges Bild. 

    Das gilt gerade auch für die Psychotherapie, jenes Fachgebiet, auf dem der Ansatz entwickelt wurde. Innerhalb der Psychotherapietheorie und –praxis, die sich von Rogers herleitet, ist es dabei nicht nur zu einer Fülle einander ergänzender Sichtweisen und Handlungsansätze, sondern auch zu einander widersprechenden Auffassungen und Verwirklichungen gekommen. Deshalb kann heute, genau genommen, eigentlich nur im Plural von person– bzw. klientenzentrierten Ansätzen die Rede sein. Soweit dabei die entscheidenden Prinzipien des Menschenbildes und der humanistischen Werte die Grundlage bilden, ist dies durchaus im Sinne des Erfinders: Carl Rogers hat sich stets für Pluralität und gegen Uniformität, für Weiterentwicklung und gegen Dogmatismus oder Fundamentalismus ausgesprochen. Umgekehrt kann sich ein an eklektischer Beliebigkeit orientiertes oder bloß pragmatisch–effizienzorientiertes Vorgehen nicht zu Recht auf den Begründer berufen oder die Bezeichnung „person– oder klientenzentriert“ für sich beanspruchen.

    Die Vielfalt und zum Teil Widersprüchlichkeit der Zugänge ist auch in diesem Band zu finden. Die einzelnen Autoren stellen das zu behandelnde Thema jeweils aus ihrem eigenen Verständnis und ihren Kontexten heraus dar. Im Sinne der Zielsetzung des Buches wird so die Pluralität der Ansätze, wie sie sich heute bietet, sichtbar. Bei aller Buntheit des Bildes wird jedoch durchgehend die Verpflichtung auf das Grundsätzliche deutlich. Der Leserin und dem Leser wird, ganz im Sinne des Ansatzes, nicht erspart, in der Auseinandersetzung mit den Ansichten der Autorinnen und Autoren ihr jeweils persönliches Verständnis von person– oder klientenzentriert zu entwickeln. Der vorliegende Band versteht sich dementsprechend als „Lernbuch“ und nicht als Lehrbuch .

     

    Kontexte

     

    Der Ansatz ist in Amerika, um die Mitte der 20. Jahrhunderts, in einer von New Deal und Individualismus geprägten Umwelt entstanden. Er verstand sich von Anfang an als kulturkritisch und richtete sich gegen den Mainstream in Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie. Trotzdem wurde er natürlich ein Kind seiner Zeit. In vieler Hinsicht hat auch der persönliche Stil von Carl Rogers das Verständnis und die Praxis des Ansatzes geprägt (und tut dies bis dato).

    Bei aller Verbreitung über die gesamte Welt und in viele Kulturen hat sich heute der Schwerpunkt der theoretischen Entwicklung nach Europa verlagert, in den englisch–, deutsch– und flämischsprachigen Raum. Besonders im deutschen Sprachraum, und hier wiederum, so soll nicht unbescheiden festgehalten werden, in Österreich, wurden bedeutende Weiterentwicklungen initiiert und konkretisiert. Dabei spielen vor allem die Auseinandersetzung mit der abendländischen Philosophie, insbesondere der Anthropologie und der Erkenntnistheorie eine nachhaltige Rolle. In Deutschland wurden, ausgelöst durch die Auseinandersetzungen im gesundheitspolitischen Bereich, differentielle Konzepte einer Störungslehre entwickelt. Die Entstehung und Ausbreitung der Experienziellen Psychotherapie nach Eugene Gendlin hat zu einer eigenen Spielart und differenzierten Sicht der inneren Vorgänge bei der  Persönlichkeitsentwicklung, aber auch zu einer kritischen Auseinandersetzung innerhalb der personzentrierten Orientierung geführt. Die weiteren Entwicklungen der Psychotherapie, besonders die systemischen Ansätze, haben gleichfalls zu einer Reflexion und teilweisen Neupositionierung im Selbstverständnis in der Spannung zwischen Person und Kontext geführt. Oft findet sich eine Neuentdeckung und Wiederbesinnung auf Grundwerte des Ansatzes, die im Licht neuerer Entwicklungen und eines anderen Umfelds besser verstanden werden können. Nicht zuletzt die Schwierigkeiten im Bereich der Gesundheitspolitik sind ein Beispiel dafür, dass die ursprüngliche Radikalität der Orientierung an der Person nach wie vor den Ansatz kennzeichnet.

    Was im Großen gilt, gilt auch im Kleinen: Die unterschiedlichen Ansätze zeigen sich auch in der Tradition und Grundausrichtung der einzelnen Vereinigungen (Kapitel 17), die sich der Verbreitung, Lehre und Forschung verschrieben haben, und auch innerhalb derselben. Dies bietet die Möglichkeit zu fruchtbarer Auseinandersetzung. Auch sie hat in diesem Buch ihren Niederschlag gefunden hat.

     

    Konkretisierungen

     

    Nach einer geschichtlichen Übersicht, die eine Kurzbiographie von Rogers ebenso enthält wie die aktuellen Entwicklungen (Kapitel 1), werden die philosophischen und anthropologischen Grundlagen skizziert und der soziokulturelle Kontext aufgezeigt (Kapitel 2). Daran schließt sich eine Darstellung der personzentrierten Persönlichkeits– und Beziehungstheorie, ausgehend vom Verständnis des Menschen als Person (Kapitel 3), und der Entwicklungspsychologie des Ansatzes (Kapitel 4). Nach Ausführungen zur klientenzentrierten Therapietheorie auf der Basis der notwendigen und hinreichenden Bedingungen für Persönlichkeitsentwicklung durch Psychotherapie, wie sie Carl Rogers 1957 postuliert hat (Kapitel 5), werden Möglichkeiten und Bedeutung einer differentiellen Störungslehre aufgezeigt. Dies geschieht anhand schizophrenen Erlebens, der Borderline–Symptomatik, depressiver sowie unter Sucht– und Drangerkrankungen leidender Menschen (Kapitel 6). Danach  werden Indikation und Diagnostik (Kapitel 7), die Frage des Verhältnisses von Beziehung, Methode und Technik (Kapitel 8) sowie Prozessverläufe Personzentrierter Therapien (Kapitel 9) diskutiert.

    Ein eigenes (10.) Kapitel behandelt die Personzentrierte Gruppenpsychotherapie, verstanden als Vollform und nicht als Anwendung des Ansatzes. Die Abschnitte über Psychotherapie in spezifischen Settings (z. B. Spieltherapie, Therapie unter Zwangssituationen) und mit verschiedenen Zielgruppen (Therapie mit Kindern, Jugendlichen und Familien) (Kapitel 11), über klientenzentrierte Krisenintervention (Kapitel 12) sowie die vielfältigen Formen personzentrierter Arbeit jenseits der Psychotherapie, wie Psychiatrie, Pädagogik, Sozialarbeit, Beratung, Supervision, Organisationsentwicklung, Pastoral usw. (Kapitel 13), zeigen die Vielfalt und Breite des Ansatzes. Die Aufsätze über seinen spezifischen Beitrag zur Psychotherapieforschung (Kapitel 14), seine gesellschaftspolitischen Bezüge (Kapitel 16) und sein Verhältnis zu anderen Therapierichtungen (Kapitel 17) positionieren die Person– bzw. Klientenzentrierte Psychotherapie im gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Umfeld. Den Abschluss bilden kurze Darstellungen der Vereinigungen, denen die Herausgeber angehören, und ihrer Aus– und Weiterbildungsangebote (Kapitel 17). 

    Die zusammengefasste Literaturliste der Werke von Rogers und das Stichwortverzeichnis bieten die Möglichkeit zum Nachschlagen und zusammen mit der bei einzelnen Kapiteln angeführten Literatur zur Vertiefung.

     

    Wien, im Frühjahr 2000

    Peter F. Schmid
    namens der Herausgeber

    Russische Ausgabe

    Eine russische Ausgabe ist in Vorbereitung und wird 2004 beim Verlag des Center for European Education in Psychotherapy in Moskau erscheinen. Kontakt: Dr. Galina Pokhmelkina.


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