Theater

Walter Kabelka (Handlung)
& Peter F. Schmid
(Text)

SELBSTVERWIRKLICHUNG
Oder
HAMLET GEHT IN THERAPIE

Eine personzentrierte Farce

DER PERSONZENTRIERTEN TRILOGIE ERSTER TEIL

Textbuch, Fassung Dezember 1990 (ungekürzte Fassung)

Das Stück

PROLOG
I. EMPATHETICO
II. ACCEPTANDO
III. CONGRUENTISSIMO
EPILOG

Dokumentation zum Stück

Die Szenen
Die Rollen
Die Zitate
Die Quellen

Publikation

Zum Seitenanfang

PROLOG

Der Darsteller trägt Straßenkleidung.
Er zitiert aus einem Buch in der Art eines wissenschaftlichen Vortrags.

[Rogers]
„Die Kraft des Guten. Ein Appell zur Selbstverwirklichung.
Die Selbstverwirklichungstendenz.
Ich betrachte die Tendenz zur Selbstverwirklichung — die Selbstaktualisierungstendenz — als eine grundlegende Antriebskraft des menschlichen Organismus. Ob wir von Seegras oder von einer Eiche sprechen, von einem Regenwurm oder einem großen Nachtfalter, von einem Affen oder einem Menschen — wir werden gut daran tun zu erkennen, dass das Leben ein aktiver und nicht ein passiver Prozess ist.
Manchmal wird von dieser Tendenz in einer Weise gesprochen, als umfasse sie die Entwicklung aller Anlagen eines Organismus. Dies ist sicher nicht richtig. Der Organismus tendiert nicht dazu, seine Fähigkeiten zum Sichschlechtfühlen zu entwickeln, noch neigt er dazu, sein Selbstzerstörungspotenzial zu verwirklichen, oder seine Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen. Nur unter ungewöhnlichen oder perversen Umständen wird dieses Potenzial aktualisiert. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Aktualisierungstendenz selektiv ist und in eine bestimmte Richtung zielt — eine konstruktive Tendenz, wenn man so will. Das Substrat aller menschlichen Motivation ist die organismische Tendenz, nach Erfüllung zu streben.
Ich bin davon überzeugt, dass es sich um eine vertrauenswürdige Funktion des ganzen Organismus handelt und dass man sie sich vielleicht am besten vorstellen sollte als eine Tendenz zur Selbstverwirklichung."

Er klappt das Buch zu. Lichtwechsel. Garderobenlicht.
 Er setzt sich an den Schminktisch mit dem Gesicht zum Publikum.

Zum Seitenanfang

I. EMPATHETICO

Er reinigt sich das Gesicht als Vorbereitung zum Schminken.

Beiläufig. [Hamletmaschine] „Ich war Hamlet. Ich stand an der Küste und redete mit der Brandung BLABA. Im Rücken die Ruinen von Europa. Die Glocken läuteten das Staatsbegräbnis ein, Mörder und Witwe ein Paar, im Stechschritt hinter dem Sarg des Hohen Kadavers die Räte, heulend in schlecht bezahlter Trauer. WER IST DIE LEICH IM LEICHENWAGEN / UM WEN HÖRT MAN VIEL SCHREIN UND KLAGEN / DIE LEICH IST EINES GROSSEN / GEBERS VON ALMOSEN das Spalier der Bevölkerung, Werk seiner Staatskunst ER WAR EIN MANN NAHM ALLES NUR VON ALLEN. Ich stoppte den Leichenzug, stemmte den Sarg mit dem Schwert auf, dabei brach die Klinge, mit dem stumpfen Rest gelang es, und verteilte den toten Erzeuger Er isst eine Wurstsemmel FLEISCH UND FLEISCH GESELLT SICH GERN an die umstehenden Elendsgestalten. Die Trauer ging in Jubel über, der Jubel in Schmatzen, auf dem leeren Sarg besprang der Mörder die Witwe. SOLL ICH dir HINAUFHELFEN ONKEL MACH DIE BEINE AUF MAMA. Hier kommt das Gespenst, das mich gemacht hat, das Beil noch im Schädel. Du kannst deinen Hut aufbehalten, ich weiß, dass du ein Loch zu viel hast. Ich wollte, meine Mutter hätte eines zu wenig gehabt, als du im Fleisch warst: ich wäre mir erspart geblieben. Man sollte die Weiber zunähn, eine Welt ohne Mütter." Unterbricht. Nicht gut? Stärker? Emphatischer? „Man sollte die Weiber zunähn, eine Welt ohne Mütter." Ah empathischer! „Man sollte die Weiber zunähn, eine Welt ohne Mütter." Ah so, empathischer und emphatischer! „Man sollte die Weiber zunähn, eine Welt ohne Mütter." Setzt fort. „Horatio. Bist du mein Freund, Horatio. Wenn du mich kennst, wie kannst du mein Freund sein. Ich wusste, dass du ein Schauspieler bist, ich bin es auch. Ich spiele Hamlet."

Zum Publikum Ich war Hamlet. Ich wäre fast Hamlet gewesen. Fast. Fast hätte ich mich selbst verwirklicht. Selbstverwirklicht. Fast. 

Setzt sich auf einen Stuhl wie ein Psychotherapeut. 

»Wie sind Sie auf die Idee gekommen, diese Ausbildung zu machen?« Wechselt auf den Stuhl eines Klienten. »Ach..., ich dachte..., eigentlich wollte ich immer schon..., ich habe das schon sehr früh..., mit Menschen..., mit Menschen arbeiten..., Menschen verstehen..., ich..., ich glaube..., ich kann mich ganz gut einfüh..., einfühlen..., ich habe da eine Begabung..., eine gewisse..., ja..., jawohl, eine Begabung habe ich da. Ich bin da gewissermaßen begabt..., vielleicht nicht ein Genie..., noch nicht..., aber dazu will ich ja die Ausbildung...,schon als Kind habe ich immer andere imitiert..., mich in andere hineinversetzt..., schon als Kind war ich so empfindli..., empfindsa..., empa...«

Ins Publikum. [Turrini] 
„Ich bin nicht ich.
Auf der Suche nach meinem Selbst
werde ich die Haare ausreißen
den Schädel zerbrechen
die Gliedmaßen auskegeln
die Brust aufschneiden.

Am Ende meines Tuns
wird ein ungefähr
dreißig Zentimeter hoher
Fleischhaufen vor mir liegen
und ich werde wieder nicht
ich selbst sein."

Beim Rasieren einiger Haare. Zynisch. [Hamletmaschine] „Ich bin nicht Hamlet. Ich spiele keine Rolle mehr. Mein Drama findet nicht mehr statt. Ich spiele nicht mehr mit. Das Textbuch ist verloren gegangen. Die Schauspieler haben ihre Gesichter an den Nagel in der Garderobe gehängt. In seinem Kasten verfault der Souffleur." 

Imitiert wortlos einen eingeschlafenen Psychotherapeuten im Lehnstuhl, dann den Klienten, der ihn durch allerlei Faxen händeringend zum Aufwachen bewegen will, dann den schlafenden Therapeuten.

Aus der eingefrorenen Position des Klienten. [Turrini] 
„Das unbewegliche Gesicht meines Vaters.
Das unbewegliche Gesicht des Kultusministers.
Das unbewegliche Gesicht des Psychiaters.
Die unbeweglichen Gesichter der Theaterbesucher.
Jeder hat einen anderen Grund zu schweigen.
Schreiend ins Publikum.
Wie laut muß ich noch schreien
daß sie mir antworten?
Wie viele Theaterstücke muß ich schreiben
damit einer auf die Bühne kommt
und mich berührt?

Tritt den Therapeutensessel um.
Wenn ich ihre Standbilder umwerfe
sprenge
liegen ihre Köpfe am Boden
und schauen mich mit derselben
unbeweglichen Miene an."

Fortsetzung von vorher. [Hamletmaschine] „In seinem Kasten verfault der Souffleur. Die ausgestopften Pestleichen im Zuschauerraum bewegen keine Hand. Ich gehe nachhause und schlage die Zeit tot, einig / Mit meinem ungeteilten Selbst."

Gut so? Empathisch, emphatisch und selbstverwirklicht. Fast. Fast hätte ich Hamlet gespielt. Ich war der Nikolaus. Fast. Fast wäre ich der Nikolaus gewesen. 

Auftritt als Nikolaus. 

»Liebe Kinder, grüß euch Gott! — Du da, du bist doch der Karli und du, du bist die Anni. Und du, du bist doch der Toni.« Wechselt in die Rolle des Kindes und deutet, dass das nicht stimmt. »Na, dann bist du der ...« Das Kind flüstert »Walter«. »Ach, ja der Walter«. Das Kind ist zufrieden. »Also, Walter, magst du meinen Stab halten.« Das Kind nimmt den Stab und ist stolz und für das Lob dankbar. Es hat aber nur zum Halten des Stabs gereicht. Es hat zum Halten des Stabs gereicht. Ich habe ihm den Dings, den... stöhnt Stab gehalten. Ich war dazu auserwählt, ihm den Stab zu halten. Im Kindergarten. Vor allen anderen Kindern. Das konnte man von mir erwarten. Und man hat sich in mir nicht getäuscht. Schon als Kind war ich eben eine sehr hilfreiche Person. »Das hast du aber sehr gut gemacht, Walter.« Das Kind sinkt selig vor Glück auf die Knie.

Richtet sich auf. Nachdem ich mich an der Potenz des Vaters so erfolgreich festgehalten hatte, verkörperte ich sie selbst, die Potenz. 

Steht auf und imitiert den wild kämpfenden John Peoplefox. 

Gestatten, Kapitän John Peoplefox! Herr der Meere, Sieger über die Piraten, Retter der Witwen, Waisen und Jungfrauen! Ich hatte die ehrenvolle Aufgabe, die Welt von einem siebenköpfigen Ungeheuer zu erlösen. Dazu stellte ich dem Untier einfache Fragen, die einfach nicht zu beantworten waren. Und während es sich den Kopf über eine Antwort zermarterte, die es doch nicht finden konnte, schlug ich unerbittlich zu. Sieben Hiebe. Eins: Nenne mir einen Beweis für die Selbstaktualisierungstendenz! Wusch! Zwei: Worin begründet sich der Glaube an die Vertrauenswürdigkeit der menschlichen Natur? Schädel ab! Drei: Ist die formative Tendenz auch in der intergalaktischen Kommunikation erkennbar? Klatsch! Vier: Widersagst du der Diagnose und der Interpretation? Flutsch! Fünf: Widersagst du der Übertragung und dem Widerstand? Platsch! Sechs: Glaubst du an die heiligste Dreifaltigkeit der Variablen? Zack! Sieben: Glaubst du an die Kraft des Guten und die Selbstverwirklichung? Sieg, Sieg, Sieg! Er wischt das Blut vom Schwert und leckt es ab. Immer enthusiastischer. Ich hatte Blut geleckt und fühlte meine Unbezwingbarkeit. In einem einzigen Anfall von emphatischer Empathie hatte ich alle Inkongruenzen abgestreift. Alle Fassaden schmolzen dahin vor der Sonne der Echtheit, die auf meine Akzeptanz fiel. Ich konnte mich auf meine Gefühle verlassen und exekutierte sie augenblicklich. Die Selbstaktualisierung hatte von mir Besitz ergriffen. Der Prozess des Wachstums war nicht mehr aufzuhalten. Mein Selbstkonzept näherte sich immer mehr meinem Selbst. Ich wusste es, nein, ich spürte es mit meiner ganzen Person: Um zu handeln, musste ich sein, und so wurde ich das Selbst, das ich in Wahrheit war.

Dann kam ich in die Pubertät. Höchste Zeit, Vater und Mutter vor die Türe zu setzen, um mir den nötigen Spielraum zu verschaffen. Die künstlerische Rechtfertigung lieferte die nächste Rolle im obligaten Weihnachtsspiel. 

Imitiert einen Herbergswirten. 

Singt. »Nein, nein es kann einmal nicht sein, so geht nur fort: Ihr kommt nicht rein. So geht schon fort aus meinem Haus, für euch ist Schluss, ihr müsst hinaus!«

[Hamlet und so] „Papa... Ich habe bestanden... Ich habe mich schon eingeschrieben... Ich werde ein Schauspieler, Papa! Schauspieler! Ich habe einen Monolog gehalten... Sie haben, Papa... Das ist eine Akademie, Papa... Ich werde Schauspieler... Heute sagt man: Ein Vollstrecker dramatischer Arbeiten. Ich bin stolz, Papa. Und du? Naja, Sohn, gut. So haben wir eben die Kontrolle über dich verloren, so ein Fehler... Was soll aus dir werden?... Das ist kein Beruf, keine sichere Stellung... Damit kann man keine Familie ernähren... Glaub mir, du wirst noch an meine Worte denken... Naja... Ich und deine Mutter werden also in unserer Familie einen Sohn als" Arzt und einen Sohn als „Schauspieler haben, ja. Aber Papa... Schau Papa...Ich habe mir das überlegt... Für mich heißt das, einen Anfang zu setzen, einen Ausgangspunkt, ja einen Ausgangspunkt zu" meiner Selbstverwirklichung „gefunden zu haben... Papa, hör mir zu... Das ist wichtig.... Glaube mir.... Du willst das nicht verstehen... Schau mich an... Lass dir das einmal erklären... Das Schauspielen ist ein Handwerk, eine Fertigkeit", eine Technik, eine Methode, „viel einfacher als es auf den ersten Blick aussieht. Papa, die Schauspieler spielen so, als ob etwas ist, was in Wirklichkeit nicht ist. Papa, ein Mensch, dem man glaubt, dass ihm etwas wehtut, obwohl er keine Schmerzen hat oder umgekehrt, ein Mensch, der herzhaft lacht, und andere ansteckt mit seinem Lachen — dabei ist er womöglich persönlich sehr unglücklich oder er hat Zahnweh, aber die Leute glauben ihm — so einen Menschen bezeichnet man, Papa, ... als einen guten Schauspieler... Und so einer möchte ich werden, ein Volksschauspieler.... Die Leute werden mich..." Ficht, macht ein paar Tanzschritte, stirbt dramatisch. Verkneift sich eine Verbeugung.

Schminkt sich weiter. Meine nächste Besetzung war eine logische Folge. Ich war nun 17 und ein Esel. Das konnte man aber nicht sehen, denn Ochs und Esel waren unsichtbar, während sie durch die Menge gingen und sich Gedanken über die Menschen machten, die durch die weihnachtlich geschmückten Kaufhäuser hetzten. Auch wenn mir des Öfteren zum Wiehern war: ich blieb unerkannt. Und verkannt. Denn es bereitete mir zwar weiter kein Problem, mich in einen Esel hineinzufühlen, und ich hatte durchaus Verständnis dafür, dass bei Offenbarwerden meiner Genialität den anderen die Lust daran vergehen müsste, mit mir zu spielen. Was ich aber nicht verstand, war, warum die nächste Rolle, die man mir zudachte, gleich doppelt besetzt werden musste.

Ich gab einen besoffenen Barden. Der war dumm und besoffen. Der hatte umherzustehen und blöd dreinzuschauen. Tut es. Dagegen hatte meine Zweitbesetzung natürlich keine Chance. Und während ich — mir dessen wohl bewusst, dass nur ein höchst intelligenter Schauspieler das Publikum wirklich von seiner Blödheit überzeugen konnte und daher meinen äußeren Bezugsrahmen verlassend und mich in alle Dummheit und Trunkenheit dieser Welt so richtig einfühlend, so, dass der Welt ihre Besoffenheit und Vertrottelung gespiegelt wurde, dass es ihr wie Schuppen von den Augen fallen musste, ich also ihre Katharsis unwiderstehlich erzwang — Zeigt es. Während ich also durch die bloße Kunst der Empathie, oder durch die Empathie der Kunst, massenhaft Schuldbekenntnisse und Lebensbeichten auslöste, währenddessen wurde mir mit einem Schlag klar, dass ich in der Provinz nichts mehr verloren hatte: Nach mir riefen die leidenden Seelen der Großstadt.

Setzt sich nieder, um sich weiter zu schminken. 

Muss plötzlich lachen. [Woody Allen] „Es ist fantastisch, was?" Ich bin ein Schauspieler, der einen Schauspieler spielt, wie er ein Schauspieler wird. Zu einer bestimmten Zuschauerin. Und Sie „sind im Begriff, ein Stück zu sehen, in dem ich spiele. Nimmt die Zuschauerin mit auf die Bühne. Und die da sehen uns zu. Wie wäre es, wenn die wieder Figuren in einem anderen Stück wären? Und irgendjemand sieht ihnen zu?" Wir, zum Beispiel. Verschränkt die Hände und sieht gemeinsam mit der Zuschauerin einen Teil des Publikums an. Dabei flüstert er ihr etwas ins Ohr. „Oder, was, wenn nichts existiert, und wir leben alle bloß im Traum von jemandem? Oder, noch schlimmer, wenn bloß der" lange Kerl dort „in der dritten Reihe existierte? Was ist, wenn das Universum nicht vernünftig ist und die Menschen keine logische Angelegenheit sind? Können Sie mir folgen? Die Figuren in den Stücken hätten keine festgelegten Charaktereigenschaften und könnten sich ihre Rollen selber aussuchen. Ich könnte mir aussuchen, ein Held zu sein." Oder Hamlet. Ist das Freiheit? Ist das Chaos? „Ist Freiheit Chaos? Hmm... das ist eine schwierige Frage. Zum Publikum. Hat irgendjemand von Ihnen Philosophie studiert? Ernste philosophische Fragen sind aufgeworfen worden. Existieren wir? Existieren" Sie? „Was ist das wahre Wesen der menschlichen Natur?" Zitiert John Peoplefox. Worin begründet sich der Glaube an die Selbstaktualisierungstendenz? Schwerthieb. Glaubst du an die Vertrauenswürdigkeit des Organismus? Schwerthieb. Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Schwerthieb. „Ist Sex wirklich?" Erlahmender Schwerthieb. Lässig. Zur Zuschauerin. „Selbst wenn er's nicht ist, ist er immer noch eine der besten fiktiven Tätigkeiten, zu denen der Mensch fähig ist." Er küsst der Zuschauerin galant die Hand und verabschiedet sich. Wenn er dazu fähig ist. Setzt sich zum Schminken.

Zum Seitenanfang

II. ACCEPTANDO

Beim Schminken.

[Turrini] „Ich möchte
meine Feinde
solange lieben
bis sie unter meiner Liebe
zusammenbrechen.

Ich möchte
meiner Freundin
solange verzeihn
bis sie an ihrer Schlechtigkeit
verzweifelt.

Ich möchte
meinen Freunden
solange helfen
bis sie ihre Unfähigkeit
einsehen.

Ich möchte
mit allen Mitteln
ein guter Mensch sein."

Unterbricht das Schminken.

[Turrini] „Ich verstehe
warum du für alles solang brauchst.
ich verstehe
dass du heute nicht mit mir schlafen kannst.
Ich verstehe
dass du mich betrügst.
Ich verstehe
dass du jetzt allein sein willst.
Ich verstehe
dass du mich nicht verstehen kannst.

Mein Verständnis für dich
hatte gewaltige Ausmaße.
Ich habe versucht
dich mit dieser Gewalt zu erdrücken."

Schminkt sich weiter. 

Ich komme also in die Stadt. Ich komme zu einem Theater. Ich bekomme meine erste Rolle. Ich soll ein Schauspieler sein, der einen Schauspieler spielt, der Publikum spielt. Mitten im Publikum soll ich ein Schauspieler sein. Das soll die Leute verwirren. Und mir soll dabei schlecht werden. Ich soll plötzlich aufstehen und sofort — tot umfallen. Das Stück hieß 'Das große Massakerspiel'. So ging es auch zu. Und während ich bei allen Proben, wenn meine Zeit gekommen war, im Zuschauerraum aufstand und umfiel, weil mir schlecht wurde, was ich spielte, wurde mir in Wahrheit schlecht, weil ich mit ansehen musste, wie die Schauspieler, die auf der Bühne auftreten und einen Text beherrschen sollten, Schauspieler waren, die auf der Bühne auftraten und ihren Text nicht beherrschten. Davon wurde mir so schlecht, dass ich sofort und im gleichen Stück beschloss, mich als Souffleur anzubieten. Ich wurde auf der Stelle engagiert. Die Rolle des Publikum spielenden Schauspielers trat ich an einen Kollegen ab. Und ich vertiefte mich in Wesen und Aufgaben eines Souffleurs.

Setzt sich verkehrt zum Publikum auf den »Therapeuten-Stuhl« und imitiert einen Souffleur.

Souffleure bedürfen einer eigenen ganz bestimmten Grundeinstellung, wollen sie eine erfolgreiche Beziehung zu dem Schauspieler dort oben auf der Bühne eingehen: Sie müssen sich in ihn hineinversetzen und dann von innen heraus genau den richtigen Zeitpunkt erahnen, zu dem sie das Stichwort liefern müssen. Als Souffleur muss man dem anderen gerade um einen Schritt voraus sein, nicht zu viel und nicht zu wenig. Man braucht dieses Einfühlungsvermögen in die leidende Seele dessen, der da oben gleich fürchterlich hängen wird und in Schweigen oder Plappern auszubrechen droht; aber man braucht natürlich auch die Distanz, um nicht der Versuchung zu erliegen, selbst die Fortsetzung der Rolle zu übernehmen, auch wenn man noch so überzeugt ist, es besser zu können als diese klägliche Existenz von einem Schauspieler, der verzweifelt nach einem Gefühl sucht, aber keines findet. Freilich: Niemand soll's merken. Das Publikum nicht. Und der Mime erst recht nicht. Das würde an seinem Selbstbewusstsein knabbern; soll er nur glauben, dass er es ist, der souverän seinen Text beherrscht und den Prozess des Dramas vorantreibt. Wir Souffleure wissen schon, in aller Bescheidenheit und Selbstgenügsamkeit, wer es in Wahrheit ist, der die Fäden zieht und die Katastrophen abwendet, Erfolgserlebnisse beschert und den Jubel des gelungenen Abschlusses letztlich herbeiführt. Aber eines muss uns allen klar sein: Das ist harte Arbeit. Und die kostet. — Nerven.

Wechselt in die Rolle des Hamlet. 

[Hamlet] „Sprecht, bitte die Rede, wie ich sie euch vorsagte, leicht von der Zunge weg, denn wenn ihr den Mund voll nehmt, wie es viele von unsern Schauspielern tun, wär' es mir ebenso lieb, der Stadtschreier sagte meine Verse. Auch sägt die Luft nicht so sehr mit der Hand, so, sondern nehmt alles maßvoll, denn in allem Sturm, Sturm, und darf ich sagen, Wirbelwind der Leidenschaft müsst ihr eine Mäßigung lernen und zeigen, die ihr Leichtigkeit gibt. Oh, es kränkt mich in der Seele, wenn ich einen klobigen perückenschädligen Kerl eine Leidenschaft in Stücke reißen höre, in wahre Fetzen, und sprengen die Ohren der Gründlinge im Parterre, die meist nichts begreifen als verworrenes Fratzenschneiden und Radau. Ich wollte so einen Kerl auspeitschen lassen, ich bitte euch, vermeidet das. Seid auch nicht allzu zahm, sondern lasst euer eigenes Urteil euren Erzieher sein, passt das Spiel dem Wort, das Wort dem Spiel an, und achtet besonders darauf, dass ihr den Anstand der Natur nicht überschreitet; denn alle Übertreibung entfernt vom Zweck des Spiels, der von Anfang bis jetzt war und ist, der Natur sozusagen den Spiegel zu halten, der Tugend ihr eignes Gesicht, der Schande ihr eignes Bild zu zeigen und dem ganzen Zeitalter den Abdruck seiner Gestalt. Das übertrieben oder zu matt vorgebracht, kann, macht es auch die Unbedarften lachen, den Kenner nur ärgern; dessen einzelnes Urteil in euren Augen ein ganzes Theater voll mit den anderen überwiegen muss. Oh, es gibt Schauspieler, die ich habe spielen sehen und von anderen preisen hören, und zwar hoch, die, um es nicht grob zu sagen: weder den Tonfall hatten von Christen noch die Haltung von Christ, Heide oder Türke, und spreizten sich und blökten so, dass ich dachte, einige Handlanger der Natur hätten Menschen gemacht, und sie nicht gut gemacht, so abscheulich imitierten sie die Menschheit."

Hamlet. Mit Augenzwinkern. Fast.

Imitiert einen penetranten Schauspiellehrer. 

[Sokolovic] „Sei'n Sie so gut und halten Sie die Diktion so, wie ich sie Ihnen vorsagte. Leicht von der Zunge weg. Das 'R' bitte vorne sprechen, das 'R' müssen Sie rollen. Wenn Sie es hinten sprechen, würgen Sie die Luftsäule ab. Das 'J' zwischen den Vokalen müssen Sie vergessen! Das müssen Sie aus Ihrem Gedächtnis" davonjagen. „Nicht 'Ejer', 'Lejer', sondern vorne bleiben, vorne bleiben. Sonst ist es tiefste Provinz, tiefste Provinz." Und... und....Will sich weiter ereifern, doch der Text geht ihm aus. Zum imaginären Souffleur bzw. zu dessen Stuhl. „Was soufflieren Sie mir nicht? Sie sehen doch, dass ich hänge, ich bin doch keine Maschine." Hamlet, aber keine Maschine! „Sie sehen ja, wie viel Text ich zu lernen hatte; die Zuschauer sind doch nicht blöd, die sehen doch, dass da etwas nicht stimmt. Entschuldigen Sie, bitte... Wie soll ich jetzt wieder reinkommen in meine Rolle? Sie steht hier — und ich stehe da. Was schauen Sie mich so an? Sie glauben, das sei so einfach? So einfach hinein in die Rolle — jadadada — und dann in der Rolle herum — blablabla — und dann einfach hopp — jadadada — und man ist wieder heraußen... Ja," da irren Sie aber gewaltig! Das ist ein ganz bestimmter „Prozess, das ist Wissenschaft, Einsteigen und Aussteigen, das grenzt an Wahnsinn", Sie Ignoranten! „Eine Rolle hat dann Leben, wenn Sie mich alle so anschauen: Pfau! Dann hat die Rolle Leben, indem ich total einsteige... Natürlich vergesse ich manchmal den Text, ich versuch mich zu erinnern, und die Rolle, die Rolle ist weg. Wie oft sind Sie schon im Theater gesessen, und Sie sitzen ja oft im Theater, — ein Schauspieler geht über die Bühne." Geht im Stand. „Und Sie urteilen: Nein, was der wieder zusammenspielt. Und was ist in Wirklichkeit? Der Schauspieler läuft hinter seiner Rolle her," — läuft auf dem Stand — „er ist nicht drin. Wir haben es ja auch nicht leicht, mit all den negativen Charakteren, den Besessenen, den Schwulen, den Hypochondern, den Mördern, den Politikern", den Psychologen. Keucht. „Sie haben es da leichter, für Sie gibt es die so genannten Identifikationsfiguren, positive Persönlichkeiten: den Faust, das Gretchen, Helden, Herrscher usw. Das sind Sie ja schon vom Kasperl her so gewohnt. Man kann Sie beschimpfen und demütigen, wie man will, Sie gehen trotzdem ins Theater, und wir spielen für euch den Idioten. Danke, Sie haben mir geholfen, meine Rolle wieder zu finden."

Schminkt sich Clownstriche bei den Augen. 

Meine Rolle! Endlich einmal eine richtige Rolle in einem richtigen Stück mit vielen richtigen Zuschauern. Eine passende Rolle. Eine, die ich akzeptieren kann, eine in der ich mich selbstverwirkli... Wirklich? Skeptisch. Wirklich? Den einzigen Bösewicht spielen unter lauter Braven? Und nicht einfach nur spielen und sprechen? Sondern singen und tanzen und...? Und auch noch gleich die Noten von der Platte herunterschreiben, alle Stimmen und...? Begeistert. Ah ja, und die volle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Jadadada. Mit einem kleinen Auftrittsgag, etwa so: — Er geht ins Publikum — Also, stellen Sie sich vor — Er geht hinter das Publikum und stellt sich auf wie Johannes/Judas zu Beginn von 'Godspell' —, ich stehe hier hinten und Sie sehen mich nicht... So, schauen Sie doch vor, nein, vorschauen! Wer hat Ihnen gesagt, dass Sie sich umdrehen sollen? Wer hat Ihnen das erlaubt? Vorschauen, alle, Sie auch! Also ich stehe hier hinten und Sie schauen nach vorn und plötzlich hören Sie eine Melodie. Sie wissen nicht, woher die Töne kommen, drehen sich ratlos herum und — jetzt dürfen Sie sich zu mir herumdrehen, ja schön einer nach dem anderen, jetzt dürfen Sie mich entdecken — und sehen mich, wie ich die Klappen einer Trompete mit meinen Fingern bewege. Dazu halte ich die Luft an und blase die Backen auf, so ungefähr. Natürlich denken Sie: Ah, der da spielt Trompete. Weit gefehlt! Ich spiele, aber nicht Trompete. Die Trompete ist ein Saxofon. Und der, der es spielt, steht vorne neben der Bühne und bläst in ein Mikro, und der Lautsprecher steht — nein, nein: auch der steht vorne. Ich kann gar nicht Trompete spielen. Illusion. Aber machen Sie sich nichts draus, auch meine eigene Mutter hat sich gewundert und mich gefragt, wann ich denn das Trompetenblasen gelernt hätte. Alles Illusion. Aber als Publikum sind Sie einfach bereit zu akzeptieren. Sie akzeptieren alles. Alles Illusion, aber Sie schätzen es, wenn man Ihnen etwas vormacht. Sie schätzen es und drum fallen Sie drauf rein. Sie möchten geradezu hineingelegt werden. Sie lieben es, an der Nase herumgeführt zu werden. Das Theater ist die überzeugendste Lüge, die es gibt. Ich tue perfekt, als ob. Und Sie bezahlen. Nichts ist wirklich. Beiseite. Aber alles Selbstverwirklichung. Also mein überraschender Auftritt von hinten. Dann die Botschaft: 

Geht durch das Publikum auf die Bühne.

Pre–e–epare ye the way — Bricht mitten im Publikum ab. Das ist die Botschaft:  singt. [Godspell] "Prepare ye the way." Bitte, macht den Weg frei. Ich komme sonst nie auf die Bühne. Und ich habe ja eine wichtige Aufgabe. Ich kündige den Helden an, baue ihn auf, bringe ihn groß heraus. Dann mein überraschender Coup: Ich wechsle die Seiten. Jadadada. Und schon bin ich wieder der, auf den alle schauen. Mein Name: Judas. Der Held: Jesus. Das Stück: 'Godspell'. Der Erfolg: Gigantisch. Landauf, landab. Die Tourneen, der Applaus, der Größenwahn. Ja, ja, ich akzeptiere. Ich bin der beste Böse, den man sich vorstellen kann. Und alle mögen mich, weil ich so schön böse sein kann und weil man sich denken kann, was der doch in Wirklichkeit für ein lieber Kerl sein muss. Der schlimmste Verräter verheißt die größte Treue. Judas zum Lover! Ja, ja ich akzeptiere. Schreit. Nein! Resignierend und cool. Auftritt, auf die Bühne, marsch, marsch!

[Hamlet und so] „Schauspieler, komm her. Du bist ein großes Potenzial, hast Talent, hast Enthusiasmus. Marsch in den Keller! Hinunter in den Keller und übe deine Rollen in den Räumen der Gesellschaft. Steige dort hinunter und im Theater steige damit auf! — Ich habe den ganzen Keller voll, voll mit Rollen. Alle. Richard, Ödipus, Prometheus, Hamlet und so... Die gesamte Klassik. Und dann noch Ionesco, Brecht," Beckett „... Alle in meinem Keller. Der Keller ist voll. Und die Leute fragen sich: Wie macht er das? Er, der Schauspieler? Das ist mein Geheimnis, mein kleines Geheimnis, das nur ich und die Gesellschaft kennen und sonst niemand anderer. Wenn du ein kleines Geheimnis hast, hast du mitunter auch ein großes Problem. Der künstlerische Leiter sagte mir: Du spielst im nächsten Projekt" den Dingsda, einen ganz durchtriebenen Bösewicht. Auf Grund des Erfolges. „Mit dem Anspruch zur höchsten künstlerischen Leistung. Ich lief wie ein Verrückter nachhause, stürzte sofort in den Keller hinunter. He," Bösewicht, „ich muss dich spielen... Blast ihn weg, blast ihn weg. Aber der Intendant hat gesagt... Eingebildeter Karrierist! Blast ihn weg! Ich bin verstummt, habe nicht widersprochen. Ich war schockiert. Dass die Rollen so mit uns umgehen. Ich konnte es nicht glauben. Dass mir so ein Idiot von einem Bösewicht meine Karriere kaputtmacht und euch um euer Vergnügen bringt. Es überkam mich, nochmals in den Keller zu steigen und den Typen zu zerfetzen, zu zermalmen. Ich stürze hinunter, aber da beginnt das Spiel. Langsam," heimtückisch mich anschleichend, „steige ich hinab. Zuerst der Schlüssel ins Loch. Nichts, Pause. Nur der Schlüssel. Und die Charaktere im Keller. Dunkelheit. Die Türschnalle langsam, nur keine Hast... Das ist meine Chance, mein" Bösewicht. „Ich habe es ja nicht eilig, ich komme ja nicht wegen einer Rolle, sondern nur so. Und die Charaktere, brrrr, wenn von uns nimmt er diesmal? Und ich: Wer pfeift sich schon um euch? Plötzlich dreht mir mein" Bösewicht „den Rücken zu, und ich mit ganzer Kraft auf ihn. Und er: Ah! und ich: Uh! Und er: Aah! Und ich: Uuh! Und er: Aaah! Und ich: Uuuh! Ich war schon ganz knapp dran an der kompletten Rolle." Dann noch ein kräftiger Schlag mit dem Hammer. Und ich hatte ihn in meiner Gewalt, den Kerl. So. Geht zum Telefon. Mich schickt man nicht ungestraft in den Keller.

Er telefoniert. 

Hallo, also wegen der Rolle. Ich habe sie jetzt. ... Nein. Jetzt wird einmal der Spieß umgedreht. Du kommst auf die Bühne, lieber Herr Theaterdirektor, und ich führe Regie. So geht das jetzt, wenn du überhaupt willst, dass ich weiter mitmache. ... Nix da, jetzt werde ich es dir einmal ordentlich zeigen. ... Na gut, ich spiele auch mit, spielen wir eben miteinander. Aber ich den Hammer und du den Nagel, Hamm und Clov. Und ich schlage zu. ... Ah so, die Rollen passen besser umgekehrt, na gut. ... Einverstanden, aber ... Ja, es stimmt schon, wenn ich gleichzeitig für einen ordentlichen Beruf oder für meinen Vater oder für wen immer etwas studieren soll, dann habe ich nicht so viel Zeit und du könntest mich etwas unterstützen. ... Also, bitte, wenn du schon so konkrete Vorstellungen hast, na gut, dann machen wir's unter deiner Regie. Aber eines sage ich dir, das 'Endspiel' ist auch unser letztes Spiel. Ich kündige. 

Knallt den Hörer hin.

[Turrini] „Das Nein
das ich endlich sagen will
ist hundertmal gedacht
still formuliert
nie ausgesprochen.

Es brennt mir im Magen
nimmt mir den Atem
wird zwischen meinen Zähnen zermalmt
und verläßt
als freundliches Ja
meinen Mund."

[Endspiel] (Clov:) „Gut, es wird also nie enden. ich werde also nie gehen." Mit starrem Blick und tonloser Stimme. Wie auf Krücken. „Man sagte mir: Ja, das ist Liebe, doch, doch, glaub es nur, du siehst schon, wie leicht es ist. Man sagte mir: Ja, das ist Freundschaft, doch, doch, ganz bestimmt, du brauchst nicht weiter zu suchen. Man sagte mir: Hier, bleib stehn, Kopf hoch, schau dir diese Herrlichkeit an. Diese Ordnung! Man sagte mir: Nur zu, du bist doch kein Tier, bedenke diese Dinge und du wirst schon sehen, wie klar alles wird. Wie einfach! Man sagte mir: Sieh doch, mit welcher Kunst sie gepflegt werden, all diese tödlich Verletzten. Pause. Ich sage mir... manchmal, Clov, du musst noch besser leiden lernen, wenn du willst, dass man es satt kriegt, dich zu strafen... eines Tages. Ich sage mir... manchmal, Clov, du musst noch besser da sein, wenn du willst, dass man dich gehen lässt... eines Tages. Aber ich fühle mich zu alt und zu weit weg, um neue Gewohnheiten annehmen zu können. Gut, es wird also nie enden. Ich werde also nie gehen. Pause. Dann, eines Tages, plötzlich endet es, ändert es sich, ich verstehe es nicht, auch das nicht. ich frage es die Wörter, die übrig bleiben — Schlafen, Wachen, Abend, Morgen. Sie können nichts sagen. Pause. Ich öffne die Tür der Zelle und gehe. Ich gehe so gebeugt, dass ich nur meine Füße sehe, wenn ich die Augen öffne, und zwischen meinen Beinen ein wenig schwärzlichen Staub. Ich sage mir, dass die Erde erloschen ist, obgleich ich sie nie glühen sah. Pause. Es geht von selbst. Pause. Wenn ich falle, werde ich weinen... vor Glück."

Jadadada. Musical. Jadadada. Absurdes Theater. „Wenn ich ihn töten könnte, würde ich zufrieden sterben." Jadadada. In den Keller: 'Spiel ohne Worte'. Bohrt traumverloren in der Nase. Jadadada. In den Keller: 'Mercier und Camier'. Erbricht in einen Zylinder und schüttet den Inhalt über seinen Kopf aus. Jadadada. In den Keller: Arrabal. Mimt einen brutalen Schläger. Jadadada. In den Keller: Ionesco. Der kopflose Herrscher. Zieht die Jacke über den Kopf und setzt einen Hut drauf. Grüßt. Jadada...

[Hamlet und so] „In einem anderen Stück habe ich einen Trottel gespielt, einen Wiener Trottel. Vier Monate lang. Ich bekam Anerkennungsdiplome von der Gesellschaft für diesen Trottel, denn ich habe diese Rolle langsam entstehen lassen. Tagelang, bin ich herumgeirrt, habe die Menschen beobachtet, wie sie sich kämmen, schauen, gähnen, essen, spazieren, denn ich wollte nicht, dass es irgendein Trottel wird, sondern unser Trottel. Wenn Sie ins Theater kommen und schauen: Ist das möglich, das bin ja ich. Das ist wahre Identifikation mit der Kunst. Jadadada." 

Springt auf den Tisch und imitiert einen Affen. 

[Kafka] „Ich wiederhole: Es verlockte mich nicht, die Menschen nachzuahmen; ich ahmte nach, weil ich einen Ausweg suchte, aus keinem anderen Grund." Das war zwar nicht meine Rolle, aber wenn man es von mir verlangt...

Lehnt sich an den Tisch und imitiert eine Hure.
Schminkt Lippen, Wangen und Augenlider rot. 

Also, natürlich ist Schauspielen die reinste Prostitution. Der Schauspieler ist eine Gefühlshure. Sie wünschen, wir spielen. — Na, Schatzerl, wie hätten wir's denn gern? Klassisch? Oder ein bissl bizarr? Geh, du Perverser du. Na, des kost't aber das Doppelte.

Erzähler. Transvestit.

[The Rocky Horror Picture Show] Geheimnisvoll. „Ich möchte Sie, wenn Sie gestatten, mitnehmen auf eine eigentümliche Reise." Es ist eine Reise in das eigene Innere. An welchen Grenzen werden Sie Halt machen? Nimmt einen Damenstrumpf aus dem Sack und spielt anzüglich damit.
Singt.
„Give yourself over to absolute pleasure,
Swim the warm waters of sins of the flesh."
Findet ein Loch im Damenstrumpf.
„Erotic nightmares beyond any measure
And sensual daydreams to treasure forever.
Can't you just see... Ohoho...
Don't dream it, be it..."

Gibt den Strumpf weg. Schminkt sich weiter. 

Aus. Schluss. Ich beschloss, mich endgültig und unwiderruflich, vom Theater und den Rollen zurückzuziehen und mich dem beruflichen Fortkommen und authentischen Beziehungen zu widmen. Schluss mit der schnöden Scheinwelt, Schluss mit der Abhängigkeit von anderen. Ja, es mag eine schöne Zeit gewesen sein, aber so konnte man die Menschen nicht wirklich ändern. Das muss man professioneller machen, eine vernünftige Ausbildung beginnen. 

Auf den Therapiestühlen. 

»Wie sind Sie auf die Idee gekommen, diese Ausbildung zu machen?« »Ach..., ich dachte..., eigentlich wollte ich immer schon..., ich habe das schon sehr früh..., mit Menschen..., mit Menschen, ich habe da eine Begabung..., schon als Kind habe ich immer...« 

Schminkt sich weiter. Gesicht mit Anklängen an Mephistopheles.

Gut, also für so eine Ausbildung braucht man eine Menge Selbsterfahrung und wie kann man besser sein Alter Ego kennen lernen, als wenn man sich spielerisch drauf einlässt. Es handelte sich ja nur um eine kleine Nebenrolle in einem kurzen Stück. Da konnte ich doch noch einmal eine Ausnahme machen. Bloß eine Art erweiterter Statistenrolle.

Springt auf den Tisch. 

[Faust I] (Mephistopheles:)
„So hab ich dich schon unbedingt —
Ihm hat das Schicksal einen Geist gegeben,
Der ungebändigt immer vorwärts dringt
Und dessen übereiltes Streben
Der Erde Freuden überspringt.
Den schlepp ich durch das wilde Leben,
Durch flache Unbedeutenheit,
Er soll mir zappeln, starren, kleben,
Und seiner Unersättlichkeit
Soll Speis und Trank vor gier'gen Lippen schweben;
Er wird Erquickung sich umsonst erflehn,
Und hätt' er sich auch nicht dem Teufel übergeben,
Er müsste doch zu Grunde gehn!"

Springt vom Tisch.

Der — wie hieß er doch, ach ja — dieser Mephisto war noch unbesetzt. Ich hätte es sicher nicht ertragen, wenn den Mephisto ein anderer gespielt hätte, irgendsoein Dilettant. Und wenn ich schon nicht der Nikolaus war, so wenigstens der Krampus. Außerdem: Um andere ändern zu können, muss man ja seine eigenen dunklen Seiten erforschen, sich auf sie einlassen. Und vor allem musste ja irgendjemand die aberwitzigen Fantasien dieses Regisseurs einbremsen und künstlerisch umsetzen. Unzensuriert wäre das ja niemandem zuzumuten gewesen, was dieser Möchtegern–Exhibitionist dem Publikum an den Kopf werfen wollte. Imitiert den Regisseur, im Dialekt. »Na, und da stellst di da hi und dann lasst afach die Sau aussa. Und dann muasst mit'm Publikum Schlittn fahrn, dass eahna Hearn und Segn vageht, di miaßn total auf di ofohrn, vastehst?« Ich denke, das Publikum ist mir heute noch dankbar. 

[Kraus] Tonfall eines Journalisten. „Die unwahrscheinlichsten Taten, die hier gemeldet werden, sind wirklich geschehen. Die unwahrscheinlichsten Gespräche, die hier geführt werden, sind wörtlich gesprochen worden. Die grellsten Erfindungen sind Zitate."

[Faust, Vorspiel] „So schreitet in dem engen Bretterhaus
Den ganzen Kreis der Schöpfung aus
Und wandelt mit bedächt'ger Schnelle
Vom Himmel durch die Welt zur Hölle."

[Faust I](Mephisto:) Hör auf, mit deinem Gram zu spielen,
Der wie ein Geier dir am Leben frisst;
Die schlechteste Gesellschaft lässt dich fühlen,
Dass du ein Mensch mit Menschen bist.
Ich bin dein Geselle,
Und mach ich dir's recht,
Bin ich dein Diener, bin dein Knecht!
(Faust:) Und was soll ich dagegen dir erfüllen?
(Mephisto:) Dazu hast du noch eine lange Frist.
(Faust:) Nein, nein! Sprich die Bedingung deutlich aus;
Ein solcher Diener bringt Gefahr ins Haus.
(Mephisto:) Ich will mich hier zu deinem Dienst verbinden,
Auf deinen Wink nicht rasten und nicht ruhn;
Wenn wir uns drüben wieder finden,
so sollst du mir das Gleiche tun.
(Faust:) Das Drüben kann mich wenig kümmern,
Schlägst du erst diese Welt zu Trümmern.
(Mephisto:) In diesem Sinne kannst du's wagen.
Verbinde dich: Du sollst in diesen Tagen
Mit Freunden meine Künste sehn,
Ich gebe dir, was noch kein Mensch gesehn.
(Faust:) Was willst du, armer Teufel, geben?
Ward eines Menschen Geist in seinem hohen Streben
Von deinesgleichen je gefasst?
Doch hast du Speise, die nicht sättigt,
Ein Spiel, bei dem man nie gewinnt,
Ein Mädchen, das an meiner Brust,
Mit Äugeln schon dem Nachbar sich verbindet.
Zeig mir die Frucht, die fault, eh' man sie bricht,
Und Bäume, die sich täglich neu begrünen!
(Mephisto:) Ein solcher Auftrag schreckt mich nicht,
Mit solchen Schätzen kann ich dienen.
Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran,
wo wir was Guts in Ruhe schmausen mögen.
(Faust:) Werd' ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen,
So sei es gleich um mich getan!
Kannst du mich schmeichelnd je belügen,
Dass ich mir selbst gefallen mag,
Kannst du mich mit Genuss betrügen:
das sei für mich der letzte Tag!
Die Wette biet' ich!
(Mephisto:) Topp!
(Faust:) Und Schlag auf Schlag!
Werd' ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zu Grunde gehen!
(Mephisto:)
Mein guter Freund, es wird sich alles geben;
Sobald du"
— zeigt auf Faust — dir" — zeigt auf sich — „vertraust, sobald weißt du zu leben."
Wiederholt die letzte Geste vom Publikum zu sich, verführerisch, faszinierend. 
„Sobald du dir vertraust, sobald weißt du zu leben."

[Hamlet und so] „Der Schauspieler ist ein Schauspieler ist ein Schauspieler. Wollen Sie noch? Soll ich nocheinmal?" Wiederholt die Geste noch stärker. „Das ist Regie", müssen Sie wissen. „Das ist alles in der Regie vorgesehen!" Damit ich eine Beziehung zum Publikum herstelle. Alles Theater ist Beziehung. Alle Beziehung ist..., nein. Der Schauspieler muss durch eine geeignete Einstellung eine Beziehung zu seinem Publikum herstellen, sodass dieses sich — Liest aus dem [APG-Programm] — „in einem Klima der Freiheit und Offenheit mit den eigenen Erfahrungen, Einstellungen und Gefühlen gegenüber seinen Mitmenschen auseinander setzen kann." Es wird „damit ermutigt, sich selbst weiter zu erforschen und späterhin neues Verhalten zu erproben: im Bereich der persönlichen Entwicklung, im zwischenmenschlichen Verhalten und in den Arbeitsbeziehungen." Alles eine Frage des Selbstvertrauens. Wiederholt die Geste und wandelt sie ab: Er hat das Publikum in seiner Faust gefangen und bläst es in die Luft.

Abschätzig. [Faust I] „Und wenn Ihr Euch nur selbst vertraut,
Vertrauen euch die andern Seelen.
Denn wenn Ihr halbwegs ehrbar tut,
Habt Ihr sie alle unterm Hut."

Große Ankündigung. 

Und nun, meine Damen und Herren, sehen Sie, was sie noch nie gesehen haben, und was auch unser Regisseur diskret gestrichen hat, weil es ihm nicht in den ganz auf Faustens Person zentrierten Ansatz gepasst hat. Da ist dann kein Platz für den Teufel, da darf der Teufel nur Alter Ego spielen. Das Böse ist nur eine Fassette des Guten. Man muss nur die geeigneten Bedingungen schaffen. Da strebt auch die verkrüppeltste Kartoffel zum Licht. Wenn das Böse also schon nicht überleben darf, so soll es wenigstens ordentlich zu Grunde gehen können. Es setzt sich noch tapfer zur Wehr, es mobilisiert alle widrigen Helfershelfer. Und doch: Vor den Engelschören des Guten gibt es kein Entrinnen. Sie sehen nun: Das Ende des Bösen durch die Kraft des Guten. Es treten auf: Mephistopheles, reichlich wütend, hat man ihm doch die Seele des Faust weggeschnappt; allerlei Teufel und Höllenrachen, reichlich gruselig schnaubende Fratzen; und der Chor der Engel, reichlich schön anzusehende Knaben.

[Faust II] (Mephisto:) „Leider hat man jetzt so viele Mittel,
dem Teufel Seelen zu entziehn.
Man kann auf gar nichts mehr vertrauen.
Phantastisch–flügelmännische Beschwörungsgebärden.
Nur frisch heran! verdoppelt euren Schritt,
Ihr Herrn vom graden, Herrn vom krummen Horne,
Von altem Teufelsschrot und —korne
Bringt ihr zugleich den Höllenrachen mit.
So viel Erschrecklichstes in engstem Raum!
Nun, wanstige Schuften mit den Feuerbacken!
Ihr glüht so recht, vom Höllenschwefel feist.
Ihr Firlefanze, flügelmännische Riesen,
Greift in die Luft, versucht euch ohne Rast."
Auf einem Sessel.
(Himmlische Heerschar:) Folget, Gesandte,
Himmelsverwandte,
Gemächlichen Flugs:
Sündern vergeben,
Staub zu beleben;
Allen Naturen
Freundliche Spuren
Wirket im Schweben
Des weilenden Zugs!"
Unten.
(Mephisto:) Misstöne hör ich, garstiges Geklimper,
Es ist das bübisch–mädchenhafte Gestümper
Wie frömmelnder Geschmack sich's lieben mag.
Sie kommen gleisnerisch, die Laffen!
So haben sie uns manchen weggeschnappt,
Bekriegen uns mit unsern eignen Waffen."
Auf dem Sessel.
(Chor der Engel:) Blüten, die seligen,
Flammen, die fröhlichen,
Liebe verbreiten sie,
Wonne bereiten sie,
Herz, wie es mag."
Unten.
(Mephisto:) O Fluch, o Schande solchen Tröpfen!
Satane stehen auf den Köpfen
Und stürzen ärschlings in die Hölle.
Ich aber bleib auf meiner Stelle.
Sich mit den schwebenden Rosen herumschlagend."
Auf dem Sessel.
(Chor der Engel:) Was euch nicht angehört,
Müsset ihr meiden,
Was euch das Innre stört,
Dürft ihr nicht leiden."
Steigt vom Sessel.
„Liebe nur Liebende
Führet herein.
(Mephisto:) Mir brennt der Kopf, das Herz, die Leber brennt.
Ein überteuflisch Element!
Der Anblick war mir sonst so feindlich scharf.
Hat mich ein Fremdes durch und durch gedrungen?
Ich mag sie gerne sehn, die allerliebsten Jungen.
Die Wetterbuben, die ich hasse,
Sie kommen mir doch gar zu lieblich vor!
Ihr seid so hübsch, fürwahr, ich möcht euch küssen.
O nähert euch, o gönnt mir einen Blick!
(Engel:) Wir kommen schon, warum weichst du zurück?
(Mephisto:) O, ihr verführet Mann und Weib.
Ist dies das Liebeselement?
Der ganze Körper steht in Feuer.
Ihr schwanket hin und her, so senkt euch nieder,
Ein bisschen weltlicher bewegt die holden Glieder.
Ich möchte einmal nur euch lächeln sehn;
Ich meine so, wie wenn Verliebte blicken.
Dich langer Bursche, dich mag ich am liebsten leiden,
So sieh mich doch ein wenig lüstern an!
Auch könntet ihr anständig–nackter gehn,
Das lange Faltenhemd ist übersittlich —
Sie wenden sich — von hinten anzusehn! —
Die Racker sind doch gar zu appetitlich!
(Chor der Engel:) Dass sie vom Bösen
Froh sich erlösen,
Um in dem Allverein selig zu sein.
(Mephisto:) Der Liebesspuk, er wirft sich auf die Haut;
Schon ausgebrannt sind die verruchten Flammen,
Und, wie es sich gehört, fluch ich euch all zusammen!
(Chor der Engel:) Heilige Gluten!
Wen sie umschweben,
fühlt sich im Leben
Selig mit Guten."
Steigt langsam auf den Sessel.
„Alle vereinigt
Hebt euch und preist,
Luft ist gereinigt,
Atme der Geist!"

Unten. Nach dem 'Faust' hatte ich endlich genug Stoff, eine Psychotherapie zu beginnen. Rein zu Ausbildungszwecken, versteht sich, und zur Selbstverwirklichung.

Zum Seitenanfang

III. CONGRUENTISSIMO

Schminkt sich weiter. Gesicht des wahnsinnigen Hamlet. 

Sie werden verstehen: Nach diesem teuflischen Liebesabenteuer habe ich weitere himmlische Rollen glatt abgelehnt. Sie glauben mir nicht? Nein, tatsächlich! Ich habe nie wieder eine Rolle angenommen. Ich habe nie wieder Theater gespielt. Und ich habe das durchgehalten bis zum heutigen Tag. Ich spiele nicht mehr. Nie mehr. Und ich werde das weiter durchhalten bis zu den letzten Tagen der Menschheit. Schluss. Es macht einfach keinen Spaß, sich auf die Dauer immer nur selbst zu spielen: Einen Stabträger, einen Esel, Judas, einen nasebohrenden Idioten, Mephisto, einen Diener, den Retter der Welt. Dazu brauche ich nicht die Bühne. Es ist schlecht, wenn man sich selbst spielt. Wenn man sich selbst spielt, besteht die Gefahr, dass man schlecht spielt. Pause. Hamlet! Hamlet müsste man spielen. Natürlich wäre das meine Traumrolle gewesen. Aber unter den Bedingungen. Nein, ich will einmal tun, was ich wirklich will. Nein, nein! Und schließlich war ich ja nicht auf der Suche nach äußerem Erfolg, sondern auf der Suche nach dem inneren. Es war höchst an der Zeit, zu meinem wahren Selbst vorzudringen.

Liest. [Schmid] „ Der Schauspieler stellt einen Menschen dar: ein Mensch verkörpert — nirgends sonst wird uns das gezeigt — einen anderen. Die Dargestellten sind von Menschen verkörperte und bedeutete Menschen. Menschen lösen sich von sich ab, verwandeln sich in andere. Sie spielen ein anderes Sein. Schauspielen hat die Bedeutung eines anthropologischen Experiments. Der Schauspieler selbst ist sein eigenes Mittel, das heißt er spaltet sich in sich selbst, bleibt aber diesseits des Spalts, hinter der Figur, die er verkörpert, stehen. Er darf der Aufspaltung nicht verfallen, wie etwa der Hysteriker oder der Schizophrene, sondern er muss mit der Kontrolle über die bildhafte Verkörperung den Abstand zu ihr wahren. Erst die Souveränität in der Beherrschung der Rolle schafft jene Distanz, die genauso wesentlich zum Spiel gehört wie die Identifikation. Der Schauspieler geht nicht nur, sich identifizierend, in seiner Rolle auf; sondern er muss sie auch, sich distanzierend, beherrschen. Es bedarf der Souveränität ebenso wie des Engagements. Mit der Entdeckung seiner selbst, diesem Über–sich–selbst–hinaus–Sein hat der Mensch seine Freiheit gewonnen, aber die ungebrochene Sicherheit seiner Animalität verloren. Würde besitzt allein diese gebrochene Stärke, die zwischen Macht und Ohnmacht gespannte zerbrechliche Lebensform. Im Schauspiel macht sich der Mensch diese Situation selbst durchsichtig. Der Schauspieler ist der Repräsentant des Menschen schlechthin. Der Menschheit Würde ist in seine Hand gegeben." Das ist vom Regisseur.

Halb auf dem Tisch sitzend, hält sich den Spiegel vors Gesicht und schaut hinein.

[Kabelka] „Der Schauspieler
kriegt alle Fraun nur keine
wirklich
und Oskar Werner ertränkt sich
wie Ophelia
in zu viel Tränen Alkohol."
Das ist von mir.

[Ödipus Tyrann] „Unterweis du mich nicht und rate mir nichts mehr.
Soll ich mit graden Augen sehn, die mich sehn?
So schnell als möglich, bei den Göttern, begrabt
Mich draußen irgend, tötet oder werft
Ins Meer mich. So nämlich ist mein Übel,
Dass außer mir es tragen kann kein Mensch.
Euch, Kindern, möcht ich noch vieles raten. Dass Ihr leichter
Mögt leben, als der euch gezeugt, der Vater. —
Ihr im Lande Thebe, Bürger, sehet diesen Ödipus,
Der berühmte Rätsel löste, der vor allen mächtig war."
Das ist von Sophokles.

Auf dem Klientenstuhl, die Beine auf dem Therapeutenstuhl.

[Turrini] „Es ist
erschütternd was da in der Therapie hochkommt.
Tiefste Empfindungen, die gezeigt werden.
Dramatisch wie es verläuft.

Es
sprengt die Grenzen.
Geht in die früheste Kindheit.
Zeigt alle Emotionen.
So könnte es gewesen sein.

So war es nicht.
Alles was ich sage ist falsch.
Es ist nur richtig gespielt."

Ich spiele Hamlet. 

Bindet stehend einen Strick um seine Beine.

[Hamlet] „Ein stumpfer, schlammherziger Schurke, trotte" ich,
Ein Träumer, „der eignen Sache fremd
Und sage nichts; nein, nichts für einen König
An dessen Eigentum und hohem Leben
Verfluchter Raub geschah: Bin ich ein Feigling?
Wer nennt mich Schuft, schlägt mir den Schädel ein"
Spuckt mir ins Gesicht,
„Zwickt mir die Nase, stopft mir `du lügst' in den Hals
Bis zu den Lungen — wer tut mir das?
Ha!
Bei Gott, ich steck es ein: es ist nicht anders
Ich hab 'ne Taubenleber, mir fehlt Galle
Den Druck zu bittern, denn sonst hätt ich längst
All unsre heimischen Geier fett gemacht
Mit dem Aas dieses" Schweins. „Geiler Bluthund!
Fühlloser, falscher, wüster, entarteter Bluthund.
O Rache!
Was für ein Esel bin ich. Es ist sehr tapfer
Dass ich, Sohn eines Vaters, der durch Mord starb
Zu meiner Rache von Himmel und Hölle gespornt
Wie eine Hure mir mit Worten Luft mach
Und fall ins Fluchen wie die letzte Schlampe
Ein Waschweib!
Pfui drauf, pfo!" 
Löst langsam den Strick.
„Die Bühne mit Tränen ertränken und
Toll machen die Schuldigen, die Unschuld bleich.
Hum, man erzählt,
Dass schuldige Kreaturen im Theater
Durch bloße Kunst der Szene im Gemüt
So tief getroffen wurden, dass sogleich
Sie eingestanden ihre Missetaten.
Denn Mord, hat er auch keine Zunge, spricht
Mit wunderbarer Stimme. Sie solln mir was
Wie die Ermordung meines Vaters spielen.
Das Schauspiel sei die Schlinge
In die den König sein Gewissen bringe."

Hat die Schlinge um den eigenen Hals gelegt. Das Schauspiel sei die Schlinge. Darum geht es, meine Damen und Herren: Ihr Kopf steckt bereits in der Schlinge. Aber sie merken es noch nicht. Lacht böse. Er legt die Schlinge weg, setzt sich und schminkt sich noch stärker. Rote Lippen. Hamlet hat einen einfachen Trick: er spielt den Wahnsinnigen. Es ist notwendig, den Wahnsinnigen zu spielen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Er verwandelt sich zunehmend in einen Wahnsinnigen, während er sich weiter schminkt. War Hamlet echt irr? Lacht irr. Oder war er irre echt. Hat er den Irren nur echt gespielt? Man hat es ihm abgenommen. Also, wie konnte er nur gespielt haben! Wenn seine Tollheit nicht echt war, wer hätte sie ihm abgekauft? Kongruenz, meine Damen und Herren, Echtsein oder Nichtsein: Das ist die Frage. Raus mit der Sau! Auf den Tisch die Gefühle! Runter die Fassaden! Rauf die Masken, runter die Masken! Hoch die Röcke! Runter die Hosen! Echt toll, echt irre. Ha–, Ha–, Hamlet. Lacht ganz irr. Hält plötzlich inne. Nicht zu viel. Mäßigung der Leidenschaft. Ich spiele Hamlet.

[Hamlet](Ophelia:) Wie gehts dem Prinzen nach so viel Tagen?
(Hamlet:) Ich dank ergebenst, gut, gut, gut.
(Ophelia:) Ich habe Andenken von Euch
Die mich schon lang verlangt zurückzugeben.
Ich bitt euch jetzt, empfangt sie.
(Hamlet:) Nein, ich nicht
Ich gab euch niemals was.
(Ophelia:) Ihr wisst sehr wohl, mein Prinz, Ihr tatet's
Und das mit Worten, so aus süßem Hauch, daß
Die Gabe reicher war.
(Hamlet:) Ha, ha! Seid Ihr keusch?
(Ophelia:) Mein Prinz!
(Hamlet:) Seid ihr schön?
(Ophelia:) Was meint Ihr, Hamlet?
(Hamlet:) Dass wenn Ihr keusch und schön seid, Eure
Keuschheit keinen Verkehr haben sollte mit Eurer Schönheit.
(Ophelia:) Könnte Schönheit bessern Umgang haben als mit Keuschheit?
(Hamlet:) Ja, sicher, denn die Macht der Schönheit verwandelt eher Keuschheit aus dem, was sie ist, in eine Kupplerin, als die Kraft der Keuschheit Schönheit übersetzen kann in ihresgleichen. Das war einmal ein Paradox, doch jetzt gibt die Zeit den Beweis. Ich liebte euch einmal.
(Ophelia:) Wirklich, mein Prinz, Ihr machtet mich das glauben.
(Hamlet:) Ihr hättet mir nicht glauben sollen. Ich liebte Euch nicht.
(Ophelia:) Ich war umso mehr betrogen.
(Hamlet:) Geh in ein Kloster, warum willst du Sünder ausbrüten? Ich bin selbst leidlich ehrbar und doch könnte ich mich solcher Dinge anklagen, dass es besser wäre, meine Mutter hätte mich nie geboren. Ich bin sehr stolz, rachsüchtig, ehrgeizig, zu mehr Untaten begabt als ich Gedanken habe, sie zu fassen, Fantasie, Ihnen Gestalt zu geben, oder Zeit, sie zu tun. Wir sind notorische Schurken, alle, glaub keinem von uns, geh deinen Weg in ein Kloster. Wo ist dein Vater?
(Ophelia:) Daheim, mein Prinz. Helft ihm, ihr gütigen Himmel.
(Hamlet:) Wenn du heiratest, will ich dir diesen Fluch zur Aussteuer geben: Sei so keusch wie Eis, so rein wie Schnee, du wirst der Verleumdung nicht entkommen. Geh in ein Kloster, geh, leb wohl. Oder wenn du durchaus heiraten willst, heirate einen Narren, denn kluge Männer wissen gut genug, was für Monster ihr aus ihnen macht. In ein Kloster, geh, und schnell. Lebwohl!
(Ophelia:) Himmlische Mächte, stellt ihn wieder her.
(Hamlet:) Ich hab auch von Euren Malereien gehört, genug, Gott hat Euch da ein Gesicht gegeben und Ihr macht Euch ein andres. Verschmiert den Lippenstift ins Gesicht. Ihr wippt, Ihr tänzelt und Ihr lispelt, verhunzt Gottes Gaben und gebt Eure Geilheit für Einfalt aus. Geht weg, ich wills nicht mehr, es hat mich toll gemacht, ich sage, keine Heiraten. Die schon verheiratet sind, alle außer einem, sollen leben, der Rest soll bleiben, wie er ist. In ein Kloster geh.
(Ophelia:) Oh, welch ein edler Geist ist hier zerstört!
Hofmann, Gelehrter, Krieger, Auge, Mund, Schwert.
Hoffnung und Rose dieses schönen Staats
Spiegel der Sitten, Musterbild des Anstands
Der Blickpunkt aller Blicke, ganz, ganz unten!
Und ich der Fraun verachtetste und ärmste
Die einsog Honig und Musik seiner Schwüre
seh seinen edlen und hohen Verstand
Verwüstet von Wahnsinn."

Ich spiele Hamlet. 

Im Sitzen. Verändert die Schminke vollends zu einem Totenschädel.

Tonlos. Stakkato. [Hamletmaschine] „Ich breche mein versiegeltes Fleisch auf. ich will in meinen Adern wohnen, im Mark meiner Knochen, Im Labyrinth meines Schädels. ich ziehe mich zurück in meine Eingeweide. Ich nehme Platz in meiner Scheiße, meinem Blut. Meine Gedanken sind Wunden in meinem Gehirn. Mein Gehirn ist eine Narbe. Ich will eine Maschine sein. Arme zu greifen Beine zu gehn kein Schmerz kein Gedanke."

[Hamlet und so] „Wie bitte, warum ich gekommen bin? Er hat's noch immer nicht begriffen. Ich bin gekommen, weil ich nicht schlafen kann. Alles tut mir weh. Papa, Mama. Was bleibt mir, überfüllt mit meinen Auszeichnungen? Was bleibt mir noch in meinem Leben, Mama?... Die Arbeit? Die Liebe?... Ja, Mama, ich habe verstanden, ich muss mich dem Ausgangspunkt widmen. Ich habe mich gewidmet, Papa, ich suchte im Stillen, arbeitete im Geheimen, und ich kann ihn dir jetzt erklären, Papa, den Ausgangspunkt der Einheit", wo alles echt ist, wo ich ganz ich selbst bin, du..., jeder kann das. „Geh nicht weg, Papa, horch mir zu. Ich kann..., der springende Punkt ist, Papa,... geh nicht weg. So hör mir doch zu, Papa. Stirbt. Es ist zum Kotzen. Ich sterbe jedes Mal, wenn ich etwas Wichtiges zu sagen habe. Aus. Es ist aus. Es wird aus sein. Vielleicht wird es aus sein. Genug." Gut so? Gut so.

Er legt sein Gewand ab und zieht das Hamletkostüm an.

Ich habe meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Liest aus einem Brief. »Bitte, beschreiben Sie für das Abschlusszertifikat kurz Ihre wichtigsten Lernerfahrungen.« Wendet sich ab. Dreht sich abrupt zurück. Pause. 

Ich habe Hamlet nie gespielt. 

Er stellt den Schminktisch zur Seite.

Zum Seitenanfang

EPILOG

Im Kostüm des Hamlet.
Das Gesicht ein Totenschädel. Schlaglicht.

[Bernhard] „Alles therapeutisch sagte er
Das ist meine Todesstrafe
oder wenigstens und auf alle Fälle lebenslänglich
noch schlimmer
immer an den Grenzen der Verrücktheit
niemals diese Grenze überschreiten
aber immer an der Grenze der Verrücktheit
verlassen wir diesen Grenzbereich
sind wir tot

Alles noch immer elterliche Möblierung
nichts verändert
seit die Eltern tot sind
Ich hätte alles ausgeräumt
alles
du hast dich dagegen gewehrt

Du hättest ja weggehen können
nichts hätte ich dir in den Weg gelegt
aber dann verlierst du dein Engagement"

[Bernhard] "Selbstverwirklichung
was für ein scheußliches Wort
überall dieses widerliche Wort
Selbstverwirklichung
es gibt nichts Abstoßenderes
es gibt nichts Dümmeres
es heißt gar nichts
das Wort Selbstverwirklichung
aber alle plappern es nach
gleich was und wer einer ist
er ist ja verwirklicht
und er ist er selbst
und alle gebrauchen es fortwährend
es gibt kein unsinnigeres
und kein abstoßenderes Wort
als das Wort Selbstverwirklichung"

Black-out.

Zum Seitenanfang

Dokumentation zum Stück
von Peter F. Schmid

Selbstverwirklichung oder Hamlet geht in Therapie

Handlung: Walter Kabelka
Text: Peter F. Schmid

Alle Rechte bei den Autoren.

Uraufführung: Schloß Großrußbach, 15. Dezember 1990
im Rahmen des Internationalen Symposiums von APG und ÖGwG
»50 Jahre 'Person–Centered Approach'«

Der Schauspieler: Walter Kabelka

Der Regisseur: Peter F. Schmid

Technische Mitarbeit: Herbert Kern, Andreas Kürmayr

Zum Seitenanfang

DIE SZENEN

Prolog: Carl [ROGERS], Die Kraft des Guten. Ein Appell zur Selbstverwirklichung Die Selbstaktualisierungstendenz

I. Empathetico: Heiner Müller, Die [HAMLETMASCHINE] 1 Familienalbum • Emphatisch und empathisch • Peter [TURRINI] Ich bin nicht ich • Heiner Müller, Die [HAMLETMASCHINE] 4 Pest in Buda Schlacht um Grönland • Peter [TURRINI] Das unbewegliche Gesicht • Der Stab • Das siebenköpfige Ungeheuer • Vater und Mutter vor der Tür • Zijah Sokolovic, [HAMLET UND SO] so Papa, ich habe bestanden • Der verkannte Esel • Die erzwungene Katharsis[WOODY ALLEN], Gott Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

II. Acceptando: Peter [TURRINI] Ich möchte • Peter [TURRINI] Ich verstehe • Ohnmacht beim Massakerspiel • Vom Wesen des Souffleurs • William Shakespeare, [HAMLET] 9. Szene, Hamlet und die Schauspieler • Zijah Sokolovic, [HAMLET UND SO] Der Schauspiellehrer • Stephen Schwartz / John Michael Tebelak, [GODSPELL] Prepare ye • Zijah Sokolovic, [HAMLET UND SO] Die Rollen im Keller • Hammer und Nagel • Peter [TURRINI] Das Nein • Samuel Beckett, [ENDSPIEL] Clovs Monolog • Samuel Beckett, Spiel ohne Worte II / Mercier und Camier Absurde Szenen • Zijah Sokolovic, [HAMLET UND SO] Ein Wiener Trottel • Franz [KAFKA], Ein Bericht für eine Akademie Die Menschen nachahmen • Richard O'Brien, [THE ROCKY HORROR PICTURE SHOW] Don' dream it, be it • Selbsterfahrung J. W. v. Goethe, [FAUST] Der Tragödie Erster Teil Mephistopheles' Monolog • Karl [KRAUS] Die letzten Tage der Menschheit Prolog • J. W. v. Goethe, [FAUST] Vorspiel auf dem Theater Im engen Bretterhaus • J. W. v. Goethe, [FAUST] Der Tragödie Erster Teil Faust/Mephisto: Der Pakt • Zijah Sokolovic, [HAMLET UND SO] Der Schauspieler ist ein Schauspieler ist ein Schauspieler • Das Ende des Bösen durch die Kraft des Guten • J. W. v. Goethe, [FAUST] Der Tragödie Zweiter Teil Mephisto/Chor der Engel: Mephistos Niederlage

III. Congruentissimo: Die Traumrolle • Peter F. [SCHMID], Souveränität und Engagement Schauspielen als anthropologisches Experiment • Walter [KABELKA] Der Schauspieler • Sophokles, [ÖDIPUS TYRANN] So nämlich ist mein Übel • Peter [TURRINI] Es ist erschütternd • William Shakespeare, [HAMLET] 7.Szene, Hamlets Monolog • Echtsein oder Nichtsein • William Shakespeare, [HAMLET] Hamlet/Ophelia: 8. Szene, Geh in ein Kloster • Heiner Müller, Die [HAMLETMASCHINE] 4, „Ich will eine Maschine sein..." • Zijah Sokolovic, Hamlet und so
Papa 

Epilog: Thomas [BERNHARD], Ritter, Dene, Voss Alles therapeutisch / Selbstverwirklichung

Zum Seitenanfang

DIE ROLLEN

I. Empathetico: Der Stabträger des Nikolaus • Kapitän John Peoplefox • Der Herbergswirt zu Bethlehem • Der Esel • Der besoffene Barde

II. Acceptando: Der Souffleur in Ionesco, »Das Große Massakerspiel« • Johannes/Judas in Schwartz/Tebelak/Bretterhaus, »Godspell'81« • Clov in Beckett, »Endspiel« • Zweite Person in Beckett, »Spiel ohne Worte II« • Camier in Beckett, »Mercier und Camier« • Zweiter Mann in Arrabal, »Die Tonleiter« • Der kopflose Herrscher in Ionesco, »Der Herrscher« • (Ein äffischer Berichterstatter in Kafka, »Ein Bericht für eine Akademie« • Erzähler in O'Brien/Bretterhaus, »The Rocky Horror Theatre Show« • Mephistopheles (Faust) in Goethe, »Faust I« • Journalist in Kraus, »Die letzten Tage der Menschheit« • (Mephistopheles und Himmlische Heerschar in Goethe, »Faust II«)

III. Congruentissimo: (Hamlet und Ophelia in Shakespeare, »Hamlet«)

Zum Seitenanfang

DIE ZITATE

Prolog: Rogers, Die Kraft des Guten, S. 265–271 [Hinweis: Die deutsche Übersetzung verwendet fälschlich »Selbstverwirklichungstendenz« für »actualizing tendency«]

I. Empathetico: Müller, Hamletmaschine: „Ich war Hamlet..." , Szene 1, gekürztPeter Turrini, Gedichte, S. 35 Müller, Hamletmaschine: „Ich bin nicht Hamlet...", Szene 4, gekürztTurrini, Gedichte, S. 39Sokolovic, Hamlet und so: Papaszene, S. 21–22,24Allen, Gott: Was ist wirklich wirklich?, S. 139–143.

II. Acceptando: Turrini, Gedichte, S. 13 (beide) • Shakespeare, Hamlet: Hamlet und die Schauspieler, 3. Akt/1 gekürzt = 9.Szene, S. 44f • Sokolovic, Hamlet und so: Oh, es gibt Schauspieler, S. 26–30 • Schwartz/Tebelak, Godspell, Auftritt des Johannes • Sokolovic, Hamlet und so: Kellerszene, S. 30f • Turrini, Gedichte, S. 38 • Beckett, Endspiel: Clovs Monolog, S. 125, 127 • Sokolovic, Hamlet und so: Wiener Trottel, S. 31f • Kafka, Ein Bericht für eine Akademie, S. 153 • O'Brien, The Rocky Horror Picture Show: Don't dream it, be it • J. W. v. Goethe, Faust I: Mephisto: Den schlepp ich ..., V. 1855–1867 • Kraus, Die letzten Tage der Menschheit, Prolog, gekürzt • Goethe, Faust, Vorspiel: So schreitet in dem engen Bretterhaus, V. 239–242 • Goethe, Faust I: Faust/Mephisto: Pakt, V. 1635–1702, 2061f, 2021–2028 • Sokolovic, Hamlet und so: Der Schauspieler ist...., S. 49 • Goethe, Faust II: Engel/Mephisto, V. 11614–11824.

III. Congruentissimo: Schmid, Souveränität und Engagement: Schauspielen als anthropologisches Experiment, S. 51–55, gekürzt Kabelka, Der SchauspielerSophokles, Ödipus Tyrann: So nämlich ist mein Übel, S. 150–154, gekürzt Turrini, Gedichte, S. 41Shakespeare, Hamlet: Man erzählt, dass schuldige Kreaturen..., 2.Akt/2, gekürzt = 7.Szene, S. 38f Shakespeare, Hamlet: Hamlet/Ophelia, 3.Akt/1, gekürzt = 8.Szene, S. 41–43 Müller, Hamletmaschine: „Ich bin nicht Hamlet...", Szene 4f, gekürzt Sokolovic, Hamlet und so: Schlussszene, S. 52f.

Epilog: Thomas Bernhard, Ritter, Dene, Voss: Selbstverwirklichung, S. 30, 14f

Zum Seitenanfang

DIE QUELLEN

Carl R. Rogers, Die Kraft des Guten. Ein Appell zur Selbstverwirklichung, München (Kindler) 1978 [orig.: On personal power. Inner strength and its revolutionary impact, New York (Delacorte) 1977 = Rogers 1977a]

Heiner Müller, Die Hamletmaschine, in: William Shakespeare, Hamlet, München (Bayrisches Staatsschauspiel) 1985

Peter Turrini, Ein paar Schritte zurück. Gedichte, Wien (Europaverlag) 21987

Zijah Sokolovic, Hamlet und so [orig.: Glumac ... je glumac ... je glumac], Manuskript

Woody Allen, Gott (Ein Drama), in: ders., Ohne Leit kein Freud, München (Rogner & Bernhard) 1979 [orig.: Without feathers, New York (Random House) 1979]

William Shakespeare, Hamlet. Übersetzt von Heiner Müller, in: William Shakespeare, Hamlet, München (Bayrisches Staatsschauspiel) 1985

Godspell '81, nach: Stephen Schwartz / John–Michael Tebelak, Godspell und dem Matthäus– Evangelium. Musical, Wien (studentengemeinde pfeilgasse) 1981

Samuel Beckett, Endspiel, Frankfurt/Main (editon suhrkamp) 1968 [orig.: Fin de partie, Paris (Editions de Minuit) 1957]

Samuel Beckett, Mercier und Camier, Frankfurt/Main (Suhrkamp) 1972 [orig.: Paris (Editions de Minuit) 1970]

Samuel Beckett, Spiel ohne Worte II, Frankfurt/Main (Suhrkamp) 1963 [orig.:Acte sans paroles 2, 1961]

Franz Kafka, Ein Bericht für eine Akademie, in: ders., Sämliche Erzählungen, Frankfurt/Main, Fischer 1970

The Rocky Horror Theatre Show, nach: Richard O'Brien, The Rocky Horror Picture Show, Wien (Bretterhaus) 1984

Johann Wolfgang von Goethe, Faust. Stuttgart (Reclam) 1966

APG, Programm Herbst 1990

Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit, Frankfurt/Main (Suhrkamp) 1986

Peter F. Schmid, Schauspielen als anthropologisches Experiment, in: ders., Souveränität und Engagement. Zu einem personzentrierten Verständnis von Person, erscheint Mainz (Grünewald) 1991

Walter Kabelka, Der Schauspieler, Wien (Manuskript) 1990

Sophokles, Ödipus, Tyrann. Nach Hölderlin von Heiner Müller, in: Burgtheater Programmbuch 33, Wien 1988

Thomas Bernhard, Ritter, Dene, Voss, in: Burgtheater Programmbuch 2, Wien 1986

Zum Seitenanfang

Das Stück ist publiziert in: 

Peter F. Schmid / Werner Wascher (Hg.), Towards Creativity. Ein personzentriertes Lese– und Bilderbuch, Linz (edition sandkorn) 1994, 38-77

Zum Seitenanfang

  Begegnung Oder Faust macht eine Ausbildung. Der Personzentrierten Trilogie Zweiter Teil
 
Personalisation Oder Mephisto wird Supervisor. Der Personzentrierten Trilogie Dritter Teil

Zum Seitenanfang

Zur deutschen Hauptseite der Homepage von Peter F. Schmid Menü    Artikel | Papers online Übersicht Papers & Artikel online  Kunst  Übersicht Kunst