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22. 12. 2019
"Komme gleich" - "Mein Asylverfahren läuft"
9. 5. 2019
Dankesrede von Helmut Brandstätter anlässlich der Verleihung des Ari-Rath-Preises für kritischen Journalismus (Auszüge)
Der Anfang vom Ende
Zuletzt haben mir Kolleginnen und Kollegen verschiedener Redaktionen
erzählt, sie würden immer öfter beim Schreiben von Artikeln zumindest kurz
daran denken, ob ihnen das schaden könnte ... wer wieder anrufen würde ...
wer wieder versuchen würde, einzugreifen ... wer wieder Druck machen würde
....
Und sie tun es. Die Regierung will nicht nur regieren, sondern auch mitreden
und kontrollieren, was über das Regieren berichtet wird. Aber: Wenn wir beim
Schreiben, beim Berichten und Analysieren auch nur einen Gedanken an
mögliche negative Auswirkungen unserer Arbeit zulassen, sind wir schon am
Anfang vom Ende der Pressefreiheit.
Die natürliche Distanz des Journalismus zur Macht in der Demokratie, halte
ich für eine Voraussetzung für diesen Beruf, auch und gerade, weil einige
der hierzulande im Moment Mächtigen nicht verstehen können – oder nicht
verstehen wollen, dass Politik und Medien in einem antagonistischen, aber
zugleich respektvollen Verhältnis leben müssen. Eine echte, ehrliche
Pressefreiheit ist auch Grundlage unserer Demokratie.
Ein Verhältnis der Angst
In Österreich ist das Verhältnis von Politikern zu Medien heute sehr, sicher
zu stark von purer Angst bestimmt. Politiker haben Angst davor, dass sie
"herunter geschrieben" werden, wie das ein Geschäftsmann in Verkleidung
eines Journalisten in Österreich gerne unverblümt androht. An höflichen
Tagen. An unhöflichen schlägt er zuerst verbal zu, um nachher zu kassieren.
Also haben fast alle Politiker Angst davor, dass auch gegen sie
kampagnisiert wird, wie sie das bei anderen erlebt haben. Sie haben Angst,
dass nachteilige Fotos verwendet werden, und dass sie in ihrer Umgebung als
zu schwach wahrgenommen werden, derartige Kampagnen zu verhindern.
Auch Journalisten haben Angst. Zunächst einmal davor, von wichtigen
Informationen abgeschnitten zu werden. Im Innenministerium war man dumm
genug, das auch noch schriftlich anzuweisen. Dazu kommen existenzielle
Ängste, auf beiden Seiten. Abgeordnete zum Nationalrat können in ihrem
Wahlkreis noch so fleißig und beliebt sein. Aber wenn der Landeschef, der
Parteichef oder gar der Erfinder einer Bewegung den Daumen senkt, dann weiß
die ganze Arena – das war´s. Auch für Redakteurinnen und Redakteure kann es
existenziell werden, ein weitgehend abgesicherter Job, das war einmal.
In diese Stimmung der allgemeinen Unsicherheit beobachten wir auch noch
Attacken auf Journalisten, die ihren Beruf ernst nehmen. Wenn das nicht
reicht, kommt es zu Einschüchterungsversuchen aller Art. Ich weiß, wovon ich
rede, habe mich aber nicht einschüchtern lassen. Weder durch Klagen noch
durch Verleumdungen, als etwa der Sprecher des Vizekanzlers mir einen
SS-Verwandten andichten wollten, übrigens unter Berufung auf die
Neonazi-Website metapedia. Dass metapedia von Neonazis betrieben wird, hätte
er auf den ersten Blick erkennen müssen.
Gratisblatt als Fälscherwerkstätte
Auch Drohungen, unser Wohnhaus auf FPÖ-TV und Facebook zu zeigen, konnten
mich nicht einschüchtern. An dieser Stelle ein besonderer Dank an den KURIER
und seinen Geschäftsführer Thomas Kralinger, aber auch an den Aufsichtsrat,
die optimale Vertretung durch unseren Rechtsanwalt war mir immer sicher.
Auch eine Kampagne mit gefälschten Dokumenten und andere Lügengeschichten
des Gratisblattes Österreich konnten mir keine Angst machen. Dass schon die
SPÖ-ÖVP Regierung diese Fälscherwerkstätte finanzierte, war eine Schande,
dass Türkis-Blau noch mehr zahlt und diese oft als Mitteilungsorgan der
Regierung verwenden, ist oft nur mehr peinlich.
Wir haben ja auch Privilegien, also dürfen wir auch nicht wehleidig sein.
Aber das darf kein Freibrief für persönliche Attacken sein, egal von wem sie
kommen.
Ein Wort zum ORF
An dieser Stelle ein Wort zum ORF. Die Diskussion, die hier geführt wird,
ist rundherum scheinheilig. Wenn dem ORF die Unabhängigkeit von der
Regierung wichtig wäre, warum ist die Führung nicht stärker aufgetreten,
jetzt oder bei der vorherigen Regierung? Und wenn der SPÖ die Unabhängigkeit
des ORF so wichtig wäre, warum hat sie dann nicht als Kanzlerpartei dafür
gesorgt?
Der ORF hat nur eine Chance, das ist die jeweilige Opposition: VOR der
nächsten Wahl müssen alle Oppositionsparteien sich auf ein Gesetz für einen
parteifernen ORF verpflichten. Und gleichzeitig garantieren, von mir aus per
Notariatsakt, nur in eine Regierung einzutreten, die dieses Gesetz auch
wirklich umsetzt. Politiker vergessen nämlich manchmal, was sie vor der Wahl
versprochen haben.
In der aktuellen Situation aber müssen wir alle den ORF vor diesen
primitiven Angriffen, die absurderweise sogar von der Spitze des
Stiftungsrates kommen in Schutz nehmen – und gleichzeitig von der Führung
verlangen, jede Intervention offen zu legen und gleichzeitig zurückzuweisen
– ob es um Personalfragen, den Druck auf Nachrichtensendungen oder die
Verhinderung der Ausstrahlung von Produktionen geht. Nur anständiger,
unabhängiger Journalismus kann die Existenzgrundlage eines
öffentlich-rechtlichen Senders sein.
Öffentliche Kontrolle ist Demokratie
Da ist es umso leichter, dem "public watchdog" einen Maulkorb
umzuhängen. Öffentliche Kontrolle ist Teil der Demokratie, die nur eine
liberale sein kann, alle anderen Zusätze sind ein Vorwand für deren
schrittweise Abschaffung.
Ja, Journalisten haben sich da und dort zu wichtig genommen, da und dort
ihre Aufgaben vergessen, und manche von uns sind vielleicht fallweise auch
der Macht zu nahe gekommen. Aber das alles darf kein Grund sein, die
unabhängige Berichterstattung zu bekämpfen, Journalisten herunter zu machen,
sie mit Unwahrheiten öffentlich zu verfolgen oder zu bedrohen, wie auch ich
das erlebt habe, manchmal subtil, manchmal weniger subtil.
Rechtspopulismus: Wo sind die Bürgerlichen?
Aber das ist nur ein Teil einer politischen Entwicklung, die man mit dem
Wort Rechtspopulismus zusammenfassen kann. Diese Parteien werden das weiter
machen, weil es aus ihrer Sicht erfolgreich ist, das wundert mich also
nicht. Dass bürgerliche Politiker nicht dagegen aufstehen, das aber
enttäuscht mich. Ich dachte immer, ihr Vorbild sei der selbst denkende,
freie Citoyen. Beseelt von momentaner Macht übersehen sie aber, dass mehrere
Säulen unserer Demokratie untergraben werden, die aber das Funktionieren und
den Erfolg der 2. Republik ausgemacht haben.
Nehmen wir die Exekutive, die Ministerien und ihre nachgeordneten
Dienststellen. Die Kabinette der Minister, die die Beamten in ihrer Arbeit
im Idealfall führen, im schlimmsten aushebeln sollen, sind nichts Neues.
Dass aber durch nichts legitimierte Generalsekretäre als politische
Vizeminister agieren, ist in der Verfassung nicht vorgesehen.
Überfall auf das BVT
Der Überfall auf das BVT, der – um es vorsichtig zu formulieren, weil die
Herrschaften klagen ja gerne – dem Innenminister und seinem Kabinett im
Voraus nicht entgangen sein kann, war der vorläufige Höhepunkt einer
Kampagne, die alle Beteiligten verunsichern soll. Ein sehr hoher Polizist,
der einer der beiden Regierungsparteien nahe steht, sich aber stets als
Diener seines Landes sah, sagte mit kürzlich: "Sie glauben gar nicht, wie
viele Polizisten schon Angst haben, intern offen zu reden." Und das wagte er
erst zu sagen, nachdem er mich gebeten hat, auf WhatsApp anzurufen. "Sie
wissen eh, da können wir nicht so leicht abgehört werden."
"Die Herren im Verfassungsgerichtshof sollen lieber Kaninchenfell statt
Hermelin tragen, und sie sollen nicht Fasching spielen". Das ist ein Zitat
von Jörg Haider, so hat die Verachtung von Höchstgerichten begonnen, die
Verachtung für den Rechtsstaat führt sein Schüler Herbert Kickl weiter. Dazu
gehört, die Menschenrechte in Frage zu stellen. Und jenen gesellschaftlichen
Konsens, der die 2. Republik genau deshalb im Gegensatz zur ersten zu einem
Erfolgsmodell gemacht hat, zu unterminieren.
Der Klubzwang im Parlament hat in Österreich Tradition, aber dass man nach
der Verfassung frei gewählten Abgeordneten nur einen kleinen Wink geben
muss, und sie für das Rauchen in der Gastronomie stimmen, wo sie ein paar
Monate zuvor mit voller Überzeugung dagegen gestimmt haben, heißt doch, dass
die Angst vor dem Verlust des Mandats größer ist als die eigene Überzeugung.
Ja, da ist sie wieder, die Angst, sie treibt auch frei gewählte Mandatare
um.
Wer sich lange als Nebenregierung gefiel, wie die Sozialpartner, muss jede
Form von Kritik ertragen, die Politiker ertragen müssen. Aber die
Sozialpartner stehen für jenen Ausgleich, der Österreich stark und
selbstbewusst gemacht hat. Und sie haben zu einem Zusammenhalt beigetragen,
der plötzlich nichts mehr wert sein soll.
Freiheit, Demokratie und EU
Zusammenhalt, das ist auch das Stichwort für Europa. Die Nationalisten sind
in ihren Formulierungen etwas vorsichtiger geworden, weil der von ihnen
bejubelte Brexit ins Chaos geführt hat. Aber ihr Ziel haben sie nicht
aufgegeben, die Europäische Union zu zerstören. Die Generation unserer
Eltern musste in den Krieg ziehen oder flüchten, uns wurden Freiheit und
Demokratie geschenkt, wir werden beides nur gemeinsam in Europa, als
bewusste Europäer erhalten.
Es ist die Geschichtslosigkeit in der Politik, die mir auch Sorgen macht.
Gegen jede Form von Antisemitismus aufzutreten, ist wichtig und leider immer
wieder notwendig. Das Gedicht, wo Menschen wieder als Ratten dargestellt
wurden, entmenscht, wie bei den Nazis, ist kein Einzelfall, egal ob es um
Juden oder eine andere Gruppe von Menschen geht, die man gerade ausgrenzen
oder als angeblichen Feind des Volkes zeigen will. Die Distanzierungen
werden häufiger, aber nicht glaubwürdiger.
Und jene, die sich jetzt mal schneller, mal weniger schnell distanzieren,
sollen überlegen, mit welchen Parolen eine Stimmung aufbereitet wurde, in
der sich wenig gefestigte und auch noch ungeschickte Charaktere bestätigt
und motiviert fühlen. Das Klima zunächst verbal radikalisieren und sich dann
distanzieren, wenn andere auf Facebook noch schlimmeres schreiben, das ist
verantwortungslos. Es ist in den sozialen Medien so einfach, mit den
Emotionen der Menschen spielen, sie mit lockeren Sprüchen und auch
gefälschten Bildern aufzuhetzen. Aber wer fängt die Emotionen wieder ein,
wenn aus Worten wieder Taten werden? Erst vor kurzem haben wir den Überfall
auf die Synagoge in San Diego erlebt, mit ähnlichen Formulierungen wie in
Christchurch. Anschläge auf Christen in Sri Lanka sind auch das Ergebnis von
Verblendung und Verhetzung, das dürfen wir nie akzeptieren, egal gegen wen
es geht.
Sie sehen, meine sehr geehrten Damen und Herrn, es sind nicht nur die freien
Medien in unserer Demokratie gefährdet, es geht viel tiefer. So wird auch
das, was ich seit Jahren Inseratenkorruption nenne, mehr als eine
Kombination von einem unanständigen Geschäftsmodell mit gekaufter
öffentlicher Lobpreisung. In leider täglich gelebter Konsequenz führt es zur
Zerstörung der Akzeptanz des journalistischen Berufs. "Die sind alle
käuflich und auch nicht glaubwürdig" – das soll signalisiert werden. So
gefährdet die Regierung den Ruf und die Aufgabe des Journalismus, während
sie sich mit Steuergeld bejubeln lässt. Und dabei das sogenannte "Sparen im
System" vergisst, indem jedes Ministerium viele Mitarbeiter beschäftigt, die
einerseits die Medien ständig beobachten und im Zweifel Journalisten auch
bedrängen sollen.
Jubelberichte und Message Control
Das ist der eine Teil der Message Control, das Verhindern von Kritik. Der
zweite besteht darin, dass Medienmitarbeiter der Minister selbst so tun, als
seien sie Journalisten. So verbreiten Ministerkabinette auf Facebook
Jubelberichte über das segensreiche Wirken der Regierung in Wort und Bild.
Manche Ministerien haben in diesem Bereich ein Vielfaches an Mitarbeitern
von gut ausgestatten innenpolitischen Redaktionen.
Eine deutliche Medienförderung, ausgerichtet nach Qualität wird uns seit
Jahren versprochen. Versprochen, und nicht gehalten. Dafür gilt die interne,
aber unverblümt vermittelte Parole: Entweder ein Medium ist für uns, gut,
oder gegen uns – dann wird es bekämpft oder zumindest boykottiert. Solche
Medien werden dann als Teil der Opposition hingestellt, so soll ihnen die
Glaubwürdigkeit genommen werden, indem man sie als politische Gegner
darstellt.
Die Arbeit von Journalisten ist objektiv schwieriger geworden, es muss alles
immer schneller gehen, und das auf verschiedenen Plattformen. Die Kritik von
Leserinnen und Lesern kommt schneller zu uns, damit müssen wir uns
beschäftigen, sie kann auch wichtig sein, uns weiter bringen. Aber bitte um
Verständnis, dass ich Kritik von Politikern über unsere Arbeit nicht immer
ernst nehme, weil sie eine Agenda verfolgen. Mein Appell an die Regierung:
Lassen Sie uns in Ruhe arbeiten, kontrollieren Sie einander, aber nicht ihre
Kontrollore.
Feindbilder und Menschen ausgrenzen
Die Institutionen der Demokratie schwächen, von den Gerichten bis zu den
Medien, Feinde benennen, Menschen ausgrenzen, das eigene Volk für bedroht
erklären und daraus einen neuen Nationalismus nähren, das alles erleben wir,
das alles ist kein Zufall, darüber müssen wir reden. Wir alle, die wir keine
Angst haben, das führt dort immerhin zu Verwirrung, das widerspricht den
Erwartungen. Das ist unsere große Chance. Nein, das ist der Anspruch an den
Journalismus immer – und heute ganz besonders. Tatsachen berichten, aber
diese auch bewerten, klar, unmissverständlich, ohne Angst.
Wie das Medien in Österreich wieder tun können, egal wer regiert, darüber
müssen wir nachdenken und reden, wie Journalisten die notwendige Sicherheit
spüren. Ich sage es noch einmal: Wir dürfen niemals während der Arbeit
darüber nachdenken, ob uns eine Formulierung schaden könnte. Wir müssen
unser Hirn ausschließlich dafür verwenden, nach der Wahrheit zu suchen, das
zu berichten, was wir gesehen und gehört haben, das zu schreiben, was wir
für richtig halten. Die Sekunde, in der man den Gedanken nach möglichen
negativen Konsequenzen zulässt, ist schon das Ende von freien Medien.
#MedienOhneAngst
Ich habe keine Angst – wir haben keine Angst – diesen Satz sollten wir
Journalisten immer verwenden, wenn irgendwo Druck aufgebaut wird. Nutzen wir
dafür auch die sozialen Medien, um das allen zu sagen – teilen wir den
Hashtag MedienohneAngst, je größer die Gruppe von Menschen wird, die das
tut, umso klarer wird die Botschaft.
(Helmut Brandstätter, 7.5.2019)
Helmut Brandstätter ist Herausgeber des Kurier und diesjähriger
Ari-Rath-Preisträger.
11.4.2019
"Ich bin mit der Regierung sehr zufrieden. Ich sehe sehr viel von dem
umgesetzt, was nicht nur die identitäre Bewegeung, sondern das gesamte
patriotische Lager seit Langem gefordert hat. ... Die Tendenz geht in die
richtige Richtung."
Martin Sellner, Chef der Identitären, Österreich (Quelle: Interview in
profil 14/2019)
"Wenn wir jetzt nicht höllisch aufpassen, wird die Abkehr von freiheitlicher
Ordnung ein bestimmendes Phänomen des 21. Jahrhunderts."
7.3.2019
"Zum großen Bösen kamen die Menschen nie mit einem
Schritt, sondern mit vielen kleinen, von denen jeder zu klein schien für
eine große Empörung. Erst wird gesagt, dann wird getan."
27.2.2019
Ein kurzer aktueller Beitrag meines Studienkollegen
Franz Josef Weißenböck, Journalist, Pressereferent im Gesundheits-, Finanz-
und Sozialministerium, danach Leiter der Pressestelle des Parlaments, zum
Thema
24. 1. 2019
Das soll in Frage gestellt werden? Europäische Konvention zum Schutz der
Menschenrechte und Grundfreiheiten Die Unterzeichnerregierungen,
Mitglieder des Europarats – usw. (siehe
https://www.echr.coe.int/Documents/Convention_DEU.pdf
)
Von: "Peter F. Schmid" <pfs@pfs-online.at>
Claus Kleber, aus der Laudatio für Armin Wolf anlässlich dessen Ehrung zum
Journalist des Jahres 2018
Michael Köhlmeier, 2018
Glaube und
Politik.
in Anbetracht der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte, die am 10. Dezember 1948 von der
Generalversammlung der Vereinten Nationen verkündet
worden ist;
in der Erwägung, dass diese Erklärung bezweckt, die
universelle und wirksame Anerkennung und Einhaltung der
in ihr aufgeführten Rechte zu gewährleisten;
in der Erwägung, dass es das Ziel des Europarats ist,
eine engere Verbindung zwischen seinen Mitgliedern
herzustellen, und dass eines der Mittel zur Erreichung
dieses Zieles die Wahrung und Fortentwicklung der
Menschenrechte und Grundfreiheiten ist;
in Bekräftigung ihres tiefen Glaubens an diese
Grundfreiheiten, welche die Grundlage von Gerechtigkeit
und Frieden in der Welt bilden und die am besten durch
eine wahrhaft demokratische politische Ordnung sowie
durch ein gemeinsames Verständnis und eine gemeinsame
Achtung der diesen Grundfreiheiten zugrunde liegenden
Menschenrechte gesichert werden;
entschlossen, als Regierungen europäischer Staaten, die
vom gleichen Geist beseelt sind und ein gemeinsames Erbe
an politischen Überlieferungen, Idealen, Achtung der
Freiheit und Rechtsstaatlichkeit besitzen, die ersten
Schritte auf dem Weg zu einer kollektiven Garantie
bestimmter in der Allgemeinen Erklärung aufgeführter
Rechte zu unternehmen –
Gesendet: Dienstag, 06. November 2018 um 14:44 Uhr
(aktualisiert am 17.12.2018)
Betreff: Zur politischen Situation - Turrini Rede mit
einigen Ergänzungen
Liebe Freunde,
ich hatte vor, einen Artikel zur
gesellschaftlichen und politischen Situation
in Österreich zu schreiben, die meiner
Ansicht nach noch bedrohlicher geworden ist,
als ich das schon bisher befürchtet habe. Letzter
Auslöser jetzt war der österreichische Rückzug vom Migrationsabkommen der UNO. Ich hatte schon
zur Zeit der Bundespräsidentenwahl meine
schwerwiegenden Befürchtungen geäußert
(siehe die PowerPoint-Folien von einem
Vortrag 2016:
Vom Einen und vom Verschiedenen) und vor
einer Zunahme protofaschistischer Tendenzen
gewarnt - bei allen Unterschieden erinnern
viele Ereignisse an die zweite Hälfte der
Zwischenkriegszeit –, aber es ist meines
Erachtens noch schlimmer gekommen.
Nun habe ich aber über meinen Bruder, den ehemaligen Jugendanwalt der Stadt Wien, einen Hinweis auf Rede von Peter Turrini (Audio: https://www.youtube.com/watch?v=F69LXiXCrro; Videoauszug: https://kontrast.at/peter-turrini-klassenkampf/ und https://www.oe24.at/oesterreich/politik/Sprache-der-Gosse-FPOe-attackiert-Turrini/354211691 ) erhalten, die er vor wenigen Tagen im Parlament gehalten hat ("Nachrichten aus Österreich oder Was uns bedroht, sind nicht die Ozonlöcher sondern die Arschlöcher"), und da sagt er so vieles präzise, was ich genau so sehe. Damit kann ich mir einen eigenen Aufsatz sparen. Turrini schreibt aus der Sicht seines Umfelds über die Politiker und Politikerinnen und (!) über den Einzelnen und die Einzelne (was meiner Meinung nach eine wichtige Perspektive ist, weil es das Denken durchkreuzt, es beträfe nur "die da oben" oder "die anderen").
Ich möchte hier nur kurz aus meinen drei Betätigungsfeldern Zusätzliches anmerken: der Kunst, der Kirche, der Psychotherapie.
Einzig die Kunst ist ein Bereich, wo sich breit Widerstand bemerkbar macht, der allerdings auch noch stärker sein könnte. Aber immerhin. Mein Beitrag dazu war u.a. die Episode "Politische Welten" in FAUST III (Buch 4), die ich bereits 2013 geschrieben habe (siehe unten, rechte Spalte), also zu einem recht frühen Zeitpunkt. (Wie harmlos nehmen sich doch heute Stronachs Umtriebe aus gegen das, was jetzt passiert ...)
Bei aller für die
Kirchenleitungen diplomatisch
gebotenen Vorsicht, die da auch zu
berücksichtigen ist, bei aller Anerkennung
des sozialen Kurses des Papstes und den
semikritischen Äußerungen österreichischer
Amtsverteter in der Flüchtlings- und
Migrationsthematik, auch in Anerkennung der
Tatsache, dass die Europäische
Bischofskonferenz sich für den
Migratiopnspakt ausgesprochen hat und dass
die Theologen und Theologinnen vielfach klar
Stellung beziehen (Vgl. auch meinen Artikel:
“Der Hut brennt – ein kairologisches
Plädoyer” in Diakonia 6, 2010). Wo bleibt
der laute Aufschrei der Repräsentanten einer
Gemeinschaft, die ihre Existenzberechtigung
allein von einem gewissen Jesus bezieht, der
sich in dieser Hinsicht nicht nur kein Blatt
vor den Mund nahm, sondern offensiv auftrat?
Er musste wissen, dass ihm genau das das
Leben kosten könnte und so war es auch (die
Umstände, die zu Jesu Verurteilung und
Hinrichtung führten, dürfen historisch als
gesichert gelten).
• Siehe die Tempelvertreibung der Händler,
weil Jesus sich dagegen stellte, dass die
wirtschaftlichen Interessen das Leben
dominierten (Markus 11,15-19: “Mein Haus
soll ein Haus für alle Völker sein. Ihr aber
habt daraus eine Räuberhöhle gemacht).
• Siehe die Rede gegen die Pharisäer und
Schriftgelehrten, also die Führungselite
(Matthäus 23: “Weh euch, ihr Heuchler, ihr
seid blinde Führer! Ihr Nattern! Ihr
Schlangenbrut! Ihr blinden Narren! Ihr seid
wie die Gräber, die außen weiß angestrichen
sind und schön aussehen; innen aber sind sie
voll Knochen, Schmutz und Verwesung. So
erscheint auch ihr von außen den Menschen
gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei.
... Alles was sie tun, tun sie nur, dass die
Menschen es sehen ... “)
• Siehe die Rede von der Einheit von Gottes-
und Nächstenliebe (Matthäus 25, 31-46: “Was
ihr für einen meiner geringsten Brüder
[nicht] getan habt, das habt ihr mir [nicht]
getan ...”)
Wo bleiben solche klaren Sätze?
Aber man will ja parteipolitisch nicht
anstreifen ...
Im Bereich der
Psychotherapie (und verwandten
Berufen) bleibt die große Mehrzahl der
Kolleginnen und Kollegen und die
Berufsvertretungen weitgehend stumm. Nach
wie vor wird vielfach nicht gesehen, dass
die therapeutische Arbeit im Kämmerlein der
Praxis und die wissenschaftliche im
Elfenbeinturm der Unis nicht reicht, sondern
es zum Selbstverständnis der Psychotherapie
gehören muss, jene Missstände zu benennen,
die unsere Klienten und Klientinnen in
unsere Praxen führen. Wer, wenn nicht wir,
wissen, wie sehr es die gesellschaftlichen
Umstände sind, die Not und Krankheit
bedingen. Unsere Arbeit kann es nicht sein,
“nur” zu “reparieren”; wir müssen die
Umstände benennen und anprangern; wir haben
eine politische Verpflichtung dazu. (Ich
habe das mehrfach näher ausgeführt; siehe
http://pfs-online.at/1/zuletzt.htm und
http://pfs-online.at/1/mainpapers.htm
und unten).
Es muss neben der Psychotherapie auch um
eine Soziotherapie gehen. Diese Gesellschaft
zeigt gerade, wie sehr manche ihrer Glieder
krank sind.
Aber wir müssen uns ja
zurückhalten, weil wir wollen doch von der
Regierung und dem Parlament ein neues
Psychotherapiegesetz ....
Ansonsten: siehe Turrini ....
Liebe Grüße
Peter
Weihnachtskrippe ohne Juden, Flüchtlinge, Araber und Neger ...
GESELLSCHAFTSPOLITIK & PSYCHOTHERAPIE, SOZIOTHERAPIE |
DVD |
ARTIKEL / PUBLIKATIONEN Articles / Publications |
VORTRÄGE Papers / Presentations |
TEXT AUS FAUST III Der Tragödie Dritter Teil von Peter F. Schmid |
Hope, not optimism. Person-centered challenges 2018. Opening Keynote, PCE World Conference, Vienna, 8 July 2018, DVD, 68 min. Müllheim (Auditorium Netzwerk PCE18-V1D) 2018
Person and society. Toward a person-centered sociotherapy, WAPCEPC, 11th PCE Conference, Beyond the frontiers ... experiencing diversity, DVD 1, Buenos Aries (SV DIGITAL - www.svdigital.com.ar) 2014
Psychotherapie ist
Dialog oder es ist nicht Psychotherapie. Die persönliche und
politische Herausforderung der personalen Begegnung.
Vortrag Internationales Symposium
"Person und Dialog - Kontinuität und Veränderung im
Personzentrierten Ansatz | Person and Dialogue - Continuity and
Change in the PCA" anläßlich der Verleihung des Carl Rogers Award
2009 der American Psychological Association (APA) an Peter F. Schmid
(Wien, 8. & 9. Mai 2009), 9. 5. 2009. DVD: IPS-Symposium 2009,
Person und Dialog. Kontinuität und Veränderung im Personzentrierten
Ansatz, DVD Nr. 7, Wien (IPS), 2009. |
Person and
Society. Towards a person-centered sociotherapy,
in PCEP 14,3 (2015) 217-235 • Link to full
article:
http://www.tandfonline.com/doi/pdf/ Psychotherapy and
politics – “Either … or?” or “Both … and”? A brief response to the
discussant papers, in: Psychotherapy &
Politics International. Special Issue. (Special Issue) 12,1 (2014)
65-69 •
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ Psychotherapy is
political or it is not psychotherapy. The Person-Centered Approach
as an essentially political venture, in: Psychotherapy & Politics
International. (Special Issue) 12,1 (2014) 4-17 • Link to full
article:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ The most personal is the most political. Der Therapeut als Politiker - Eine Analyse, ein personzentriertes Plädoyer und eine Konfliktanzeige, in: PERSON 17,1 (2013) 47-59 La psychothérapie est politique ou ce n'est pas de la psychothérapie. L'approche centrée sur la personne en tant que démarche fondamentalement politique, in: ACP - Pratique et Recherche 18 (2013) 58-80 (trad. Jacques Grisart) Шмнд, Петнр Ф., Пснхотерапиа - это полнтнка нлн это-не Пснхотерапиа. Человеко-центрнрованный подход предприятиеюю. Журнал Пракичского Пснхолога 4 (2012) 152-168 [Russian journal 'Journal of Practicing Psychologist] Psychotherapy is political or it is not psychotherapy. The Person-Centered Approach as an essentially political venture, in: Person-Centered and Experiential Psychotherapies 11,2 (2012) 95-108 Was der Österreicher mag und was gar nicht. "Österreichische Seele": Ein ironischer Befund des Psychotherapeuten Univ.-Doz. Peter F. Schmid. Auszug aus einer Rede bei der Politikmatinee von News und Radio Wien, in: News 43 (2000) 50 (25. 10. 2000) • Vgl. den vollständigen Text online
|
Hope, not optimism. Person-centered challenges 2018. Opening Keynote, PCE World Conference, Vienna, 8 July 2018 • Find the PowerPoint slides here Fostering personalization in an age of fear. Paper Workshop "Whither personhood in the brave new world?" together with Maureen O'Hara, Arthur C. Bohart, 12th WAPCEPC Conference (World Association for Person-Centered and Experiential Psychotherapy), New York City, NYCU (New York City University) - The Graduate Center, July 23, 2016 • Read the paper here Social and political challenges of being a person-centred therapist, London, Metanoia, 5 October 2015 Kann personzentriertes Handeln die Gesellschaft verändern? Auf dem Weg zu einer personzentrierten Soziotherapie. SFU, Wien, 17. 3. 2014 Kann
personzentriertes Handeln die Gesellschaft verändern? Auf dem Weg zu
einer personzentrierten
Soziotherapie. Keynote The political challenges of being a person-centered psychotherapist. Lecture and workshop "Más alla de las fronteras. Experienciando la diversidad", July, 9.-24.7.2014, Buenos Aires, 23.7.2014 (Clase y taller Los desafíos políticos de ser un psicoterapeuta centrado en la persona: Spanish translation of the PowerPoint slides: Claudio Aguado) Psychotherapie ist Dialog oder es ist nicht Psychotherapie. Die persönliche und politische Herausforderung der personalen Begegnung. Vortrag Internationales Symposium "Person und Dialog - Kontinuität und Veränderung im Personzentrierten Ansatz | Person and Dialogue - Continuity and Change in the PCA" anläßlich der Verleihung des Carl Rogers Award 2009 der American Psychological Association (APA) an Peter F. Schmid (Wien, 8. & 9. Mai 2009), 9. 5. 2009; auf DVD: IPS-Symposium 2009: Person und Dialog: Kontinuität und Veränderung im Personzentrierten Ansatz; DVD Nr. 7. Wien: IPS, 2009. Co-creating understanding. Anthropological, ethical and political perspectives on psychopathology and diagnosis. Lecture and Workshop, Leeds Metropolitan University, Leeds, June 20, 2008 Diagnose durch Dialog. Anthropologische, ethische und gesellschaftspolitische Perspektiven zu Psychopathologie und Diagnostik. IPS-Theorie-Workshop, Wien, 26. 4. 2008 Psychotherapy is political or it is not psychotherapy. The actualizing tendency as personalizing tendency. Keynote lecture, 3rd BAPCA Conference 2007: "Person Centred Approach: Past, Present and Future", Cirencester, UK, September 8, 2007 Psychotherapie ist Politik oder sie ist nicht Psychotherapie. Herausforderungen des Personzentrierten Ansatzes an die Psychotherapie. Eröffnungsvortrag im Rahmen des Symposiums "Identitätsentwicklung durch Begegnung", Wien, 27. April 2007 Psychotherapy is dialogue or it is not psychotherapy. The personal and political challenge of being a person-centered psychotherapist. Paper, 7th PCE Conference, Potsdam, July 14, 2006 25 Jahre Austria Programm - der Personzentrierte Ansatz als persönliches und politisches Programm. Einige Lernerfahrungen. Vortrag 7. Theorie-Workshop des IPS: "Der Personzentrierte Ansatz - eine kritische Bilanz", 1. Juni 2003 • Lesen Sie hier den Vortrag samt PowerPoint-Folie online Psyche und Politik. Zur Seelenlage der Nation. Eingangsreferat Politik-Matinee "Psyche und Politik. Zur Seelenlage der Nation", veranstaltet von PCA, News, ORF Wien und Volkstheater, Volkstheater, Wien, 22. 10. 2000 • Lesen Sie hier den Beitrag online Was ist personzentriert? Zur Frage von Identität, Integration und Abgrenzung des Paradigmas aus anthropologischer, erkenntnistheoretischer, methodisch-technischer, berufspolitischer und ethischer Perspektive, Symposium Identität - Begegnung - Kooperation, Symposium 2000 zum Jubiläum von GwG, ÖGwG, SGGT und APG, Salzburg, 26. 2. 2000 • Lesen Sie den Vortrag hier »Der Geist weht, wo er will.« Spiritualität - was ist das?, Vortrag (Manuskript), 2. IPS-Theorie-Workshop »Das Persönlichste ist das Allgemeinste«: »Das Spirituelle und das Politische« , Großrussbach (Manuskript) 20. 3. 1998 Konkurrenz und Solidarität«. Der Personzentrierte Ansatz in Österreich und Europa. Inhaltliche und politische Überlegungen im Anschluß an den Europäischen Kongreß in Aachen und die Entwicklungen der letzten Zeit, Vortrag APG (Manuskript), Wien 4. 10. 1995 |
FAUST MEPHISTOPHELES
Zunächst gewinne
ihr Vertrauen.
FAUST
MEPHISTOPHELES Das wirkt viel mehr als Dynamit.
Wirf an dazu die
Druckerpresse
Vor allem Fremden
schür die Angst.
Das
Schreckgespenst des Terrorismus –
FAUST MEPHISTOPHELES
Nebst Fernsehen
und Boulevard,
Hast erst die
Macht, dann kannst du beugen
Was willst du
dich denn hier genieren?
Man wird auf
Heinrich Faust den Großen Peter F. Schmid
FAUST III
Episode
Wien (Bretterhaus Verlag), Mai 2014, |
CD |
|||
Hope, not optimism. Person-centered
challenges 2018. Opening Keynote, PCE World Conference, Vienna,
8 July 2018, 2 CDs, 66 min., Müllheim (Auditorium NetzwerkPCE18-V1C)
2018 Peter F. Schmid,
Person and society. Toward a person-centered sociotherapy,
WAPCEPC, 11th PCE Conference, Beyond the |
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